Annibale Caracci



- Werke: Amsterdam, Bologna, Dresden, London


Bei allen Vorzügen und Verdiensten, bei aller Tüchtigkeit und allem Vortrefflichen und Vollkommenen, wodurch sich Annibales Gemälde auszeichnen, fehlt ihnen doch fast durchaus die echte naive Begeisterung für den Gegenstand, das rechte innerliche Leben. Nur in den Fällen, wo seine eigene Geistesart, sein gesunder, tüchtiger Natursinn hervortritt, entfaltet er die glücklichste Kraft und Frische. Auch ist er außer seinen Arbeiten im Fache der Historienmalerei als einer der ersten zu nennen, welche die Landschaftsmalerei als eine selbstständige Gattung behandelten. Fehlt seinen Landschaften auch noch der großartige Reiz und die Farbenglut, in welchen spätere Meister, z. B. Claude Lorrain exzellierten, so zeichnen sie sich doch durch die Großheit und Schönheit der Linien und die stilgemäße Anwendung der Architektur auf eine höchst bedeutungsvolle Weise aus.  

Außer den genannten Gemälden des Annibale Caracci rühmt man noch zu Amsterdam in der neuen Moses- und Aaronskirche: eine Vision des h. Franziskus; im Museum zu Berlin: Christus am Kreuz; Maria mit dem Kinde und dem, h. Joseph; die Apostel Paulus, Matthäus, Philippus und Jakobus in vier einzelnen Gemälden und eine sehr poetische Landschaft; in der Pinakothek zu Bologna, außer den bereits angeführten: Madonna in der Glorie mit Heiligen; in der Galerie zu Dresden: den Genius des Ruhms (lith. von Hanfstängl); Maria mit dem Kinde auf dem Throne und den h. h. Matthäus, Franziskus und Johannes (lith. von Hanfstängl); das Brustbild eines Malers; Porträt des die Laute spielenden Mascarone; die Himmelfahrt der Jungfrau Maria; Maria mit dem Kinde, dem der kleine Johannes eine Schwalbe reicht; Brustbild des Heilandes. Dann trifft man in den Sammlungen Englands, und zwar in der Nationalgalerie zu London: Johannes, den Täufer, in der Wüste, ein Bild von trefflicher Zeichnung, solidem Impasto, edleren Formen und mehr Begeisterung im Ausdruck, als viele andere des Annibale; Petrus, der, dem Märtyrertode in Rom entfliehend, Christus vor den Toren der Stadt begegnet, ein Bildchen von bewundernswürdiger Durchbildung; die Versuchung des h. Antonius; zwei kleinere Gemälde mit Gegenständen aus der Mythologie und zwei vortreffliche Landschaften; im Besitz des Baumeisters Hrn. Wilkins in London: eine h. Familie in einer Landschaft, eines der anziehendsten Kabinetbildchen des Meisters; in der Bridgewatergalerie zu London: den h. Gregor im Gebet, von acht Engeln umgeben (im Auftrag des Kardinals Salviati für eine Kapelle der Kirche des h. Gregor in Rom gemalt), ein Bild, in welchem sich sowohl in den graziösen Bewegungen als in der zarten Abtönung, in den Reflexen, in der allgemeinen Klarheit der blühenden Farben ein begeistertes Studium des Correggio kund gibt; den h. Franziskus in der Anbetung des Christuskindes; Danae, mit schöner, poetischer Landschaft, im Geschmack Tizian's, wie dieses Bild überhaupt ganz in der Auffassungs- und Darstellungsweise der großen Venezianer behandelt ist; Johannes, den Täufer, auf Christus deutend, der sich in der Ferne nähert; Johannes, den Täufer, als Kind in einer Landschaft; in der Gemäldesammlung des Herzogs von Marlborough zu Blenheim: Maria mit dem Kinde, ein Bildchen von miniaturmäßiger Ausführung; in der Bildergalerie des Herzogs von Sutherland in Staffordhouse zu London: eine Ruhe auf der Flucht; in der Bildersammlung des Lord Ashburton zu London: das schlafende Christuskind und drei Engel; in der Galerie des Sir Th. Baring zu Stratton: Christus, das Kreuz tragend, und die h. Veronica, im Ausdruck der Köpfe vom seltensten Adel; eine Landschaft, worin Satyrn Nymphen rauben; in der Bildersammlung des Marquis von Landsdowne zu Bowood: eine Landschaft von großartiger Komposition und außerordentlichem Eindruck; in der Gemäldegalerie zu Corshamhouse, dem Sitz der Familie Methuen: die Originalskizze zu dem h. Matthäus in der Dresdner-Galerie; in der Bildersammlung des Hrn. Miles zu Leight-Court: Johannes, den Täufer, in der Wüste und Diana und Aktäon; zwei Franziskaner, ein Bild, in welchem sich ein ungemein geistreiches und lebendiges Naturstudium kund gibt; in der Bildersammlung des Grafen von Warwick zu Warwickcastle: Christus, von Maria und Engeln bei Fackelschein beweint; in der Galerie des Grafen von Carlisle in Castle-Howard: zwei große Landschaften; das berühmte unter dem Namen der drei Marien bekannte Bild, das mit einem tiefen Gefühl in der Auffassung und edlem Pathos, eine Tiefe, Wärme und Klarheit der Färbung, welche dem Correggio nahe kommt, und die seltenste Liebe der Ausführung verbindet; des Meisters eigenes Bildnis, von erstaunlicher Energie in dem breiten meisterlichen Vortrag; im Besitz des Lords Scarsdale im Schlosse zu Keddlestonhall: Orlando befreit die Olympia, und eine Magdalena in der Wüste; in der Bildersammlung des Grafen Leicester zu Holkham: Polyphem und Galathea, ein kleines Bild, al fresco gemalt, wahrscheinlich eine Studie zu dem Freskobild im Pal. Farnese zu Rom; im Pitzwilliam-Museum zu Cambridge: den h. Rochus mit dem Engel; in der Gemäldesammlung des Grafen Darnley zu Cobhamhall in Kent: die Toilette der Venus und die Steinigung des h. Stephan. Sodann sielt man in der Bildersammlung des Generals Guise zu Oxford ein meisterhaft gemaltes, aber widerliches Bild von. Annibale, in welchem sich der Künstler sammt den anderen Caracci als eine Fleischerfamilie darstellte. Endlich befinden sich in der königl. Sammlung von Handzeichnungen: 11 Bände mit Zeichnungen von Annibale, seinem Bruder und Oheim.

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Seite zuletzt aktualisiert: 24.02.2005 
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