Antonio Marziale Caracci

Caracci, Antonio Marziale, ein natürlicher Sohn des Agostino, geb. 1583 zu Venedig, widmete sich mit einem schönen Talente, unter der Leitung seines Vaters der ihn mit nach Rom genommen hatte, und nach dessen Abreise von dort und bald darauf erfolgtem Tode, bei seinem Oheim Annibale der Kunst. Er arbeitete auch anfänglich mit vielem Fleiß und Feuer und erreichte einen Grad der Ausbildung, der große Hoffnungen erweckte; allein die schlimmen Ratschläge Lanfrancos, der ihn verführte, sich als einen offenbaren und gefährlichen Feind des Domenichino zu erklären, und die Einflüsterungen des Sisto Rosa Parmigiano, eines Schülers des Annibale, der ihn überredete, mit ihm nach Bologna zu gehen und dort die Schule der Caracci fortzusetzen, lenkten ihn gar bald vom rechten Pfad ab. Er begab sich mit ihm dahin, aber die Verbindung der beiden jungen Leute zu gemeinschaftlichem Arbeiten dauerte nicht lange und Antonio malte nun allein mehrere Bilder für Kirchen: einen h. Franz, wie er den Teufel überwindet, für Madonna di San Colombano, eines der Wunder des h. Rosenkranzes, ein Freskobild u.s.w. Allein die Unbeständigkeit seines Willens ließ ihn auch hier nicht zum ruhigen Schaffen kommen; er verachtete nicht nur die weisen Ratschläge seines Großoheims Lodovico, sondern stieß diesen auch durch vorgebliche Forderungen seines Vaters Agostino an ihn so vor den Kopf, dass dieser sich gänzlich von ihm abwandte. Antonio ließ deshalb seine Mutter von Venedig kommen und begab sich mit ihr nach Rom, wo er die Schule der Caracci, die durch den inzwischen erfolgten Tod des Annibale ganz verwaist war, wieder ins Leben rufen wollte. Es gelang ihm auch Gönner zu finden, welche ihm ihre fördernde Unterstützung zusagten, so lange er die Künstlerbahn seiner berühmten Verwandten wandle. Er erwies sich auch als würdigen Erben der Kunstweise seiner Vorfahren in mehreren Bildern, die ihm vielfache Bestellungen eintrugen. So malte er in der Kapelle S. Giovanbatista der Kirche Santa Maria in Trastevere eine Altartafel; in San Bartolommeo all' Isola mehrere Fresken aus der h. Geschichte und ein Ölbild, den knienden, von einem Engel unterstützten h. Karl Borromäus darstellend (gest. v. Santi Bartoli); über der Türe des Eingangs in die Katakomben bei der Kirche S. Sebastiano mehrere Heiligen; in einem Zimmer des Palastes auf dem Montecavallo einen großen Fries und verschiedene Verzierungen. In allen diesen Arbeiten sah man mit Freuden den anmutsvollen Stil des großen Annibale wieder aufleben und man wäre zu großen Leistungen von dem jungen Manne berechtigt gewesen, wenn nicht Ausschweifungen in der Liehe seinem Leben ein frühes Ziel gesetzt hätten. Er starb im Jahr 1618 im 35. Jahre.

Seine Bilder sind im Ganzen selten. In der Galerie zu Dresden wird ihm sein Bildnis im Alter von neun Jahren zugeschrieben. — Zu Genua verwahrt man im Palazzo Brignole: einen Christus mit der h. Veronika und im Palazzo Pallavicini: einen Johannes, den Täufer. In der Gemäldesammlung des Marquis von Landsdowne zu London sieht man eine Maria mit dem kühn und lebhaft bewegten Kinde, ein in einem warmen Ton trefflich vollendetes Bildchen des seltenen Meisters. Im Louvre zu Paris schreibt man ihm eine Sintflut zu, von der sich eine Zeichnung in der Sammlung von, Zeichnungen alter Meister in der Pinakothek zu München, und eine Wiederholung des Bildes in derselben Große im Museum zu Berlin befindet, hier aber dem Domenichino zugeschrieben ist. — In der k. k. Galerie des Belvedere zu Wien glaubt man das Bildnis eines bärtigen Mannes in schwarzem Kleide und Barett auf der Laute spielend, von seiner Hand gemalt, zu besitzen.


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