Agostino Caracci



- Werke: Wien, München, Paris, Neapel, Parma


Agostino Caracci hat im Ganzen wenig gemalt, aber sein Kolorit zeichnet sich vor dem seines Bruders und Oheims durch Heiterkeit und blühendere Frische aus. Wenn schon an natürlichem Talent und Reichtum der malerischen Erfindung dem Annibale nachstehend, war er doch ein noch feinerer Zeichner, auch besaß er einen gewählteren Geschmack. Obgleich er Dichter war, findet man jedoch wenig dichterischen Geist in seinen Bildern; ihm fehlte das Feuer einer ursprünglichen Eigentümlichkeit. 

Gemälde von seiner Hand sind selten. Außer den bereits genannten Bildern werden ihm in der Pinakothek zu München, sowie in der Galerie des Belvedere zu Wien je eine Darstellung der Stigmatisation des heil. Franz von Assisi; in der Sammlung des Fürsten Esterhazy zu Wien: die Kommunion des heil. Hieronymus und eine Entführung der Galathea; im Louvre zu Paris: ein Herkules, der als Kind die Schlangen erwürgt, zugeschrieben. Ferner sind von ihm: das Martyrium des heil. Bartholomäus in der Gemäldesammlung des Herzogs von Sutherland in Staffordhouse; eine Maria und das Christuskind reichen dem kleinen Johannes das Kreuz, in der Bildergalerie des Grafen Carlisle zu Castle Howard, und wahrscheinlich auch: Christus mit einem Engel der Jungfrau Maria erscheinend, im Fitzwilliam-Museum zu Cambridge. Außerdem glaubt man noch in den Uffizien zu Florenz, in den Studj zu Neapel, in der Akademie zu Parma, in den Palästen Borghese und Sciarra zu Rom u.s.w. noch einige kleinere Bilder von Agostino zu besitzen. 

Als Kupferstecher war Agostino einer der größten Künstler seiner Zeit. Er war es, der zuerst unter seinen Landsleuten auf ein geregeltes Schraffieren hinarbeitete und einen festen und zugleich freien Grabstichel, mit einer kühnen, breiten Behandlung verband. Ja, er kann in Beziehung auf Italien wirklich der Schöpfer einer neuen Stichmethode genannt werden. Denn sein Geschmack und seine vielseitige Bildung hatten ihn, wie wenigstens aus den meisten seiner Blätter ersichtlich ist, veranlasst, unter seinen Vorbildern eine bessere Wahl zu treffen, als seine Zeitgenossen ; durch seine tüchtigen künstlerischen Studien hatte er sich eine sichere, strenge und äußerst korrekte Zeichnung angeeignet, die es ihm möglich machte, wo es nötig war, selbst die Umrisse der Originale zu berichtigen und zu verbessern; seine Übungen im Modelliren bei dem Bildhauer Minganti hatten ihn gelehrt, die Form nie aus dem Auge zu verlieren und durch die Werke des Niederländers Corn. Cort, war er mit den Fortschritten der Kunst jenseits der Alpen, mit jenem gewandten und kunstreichen Strich der Niederländer bekannt geworden. So wandte er nun jene zur vollkommenen Technik ausgebildete Stichweise nicht mehr ausschließlich bloß auf die Form an, wie die Marc Antonio'sche Schule, sondern erweiterte selbst durch die Ausbildung des Schraffierens, der Strichlageverbindungen und durch die Übung, die Striche nach den Erfordernissen der zu stechenden Gegenstände aufs Mannigfaltigste zu schwingen, den Kreis der Wirksamkeit und die Aufgaben für die Kupferstecherkunst. Man kennt heut zu Tage eine ungleich höhere Vollendung, als Agostino sie in seinen Kupferstichen erreichte, eine verständigere Behandlung des Stichs dürfte es aber kaum geben. Sie werden daher immerhin vortreffliche Studien in Bezug auf Strichanlagen, besonders in der Karnation, auf Sticharbeit und Zeichnung bleiben.  

Agostino hat mehr als 270 Blätter gestochen, unter denen zu den gesuchtesten gehören: die große Kreuzigung nach Tintoretto's berühmtem Bild in der Kirche S. Rocco zu Venedig (1589), ein aus 3 Platten bestehendes Kapitalblatt; Aeneas und Anchises, nach Baroccio (1598), eines der berühmtesten Blätter Agostino's; Maria mit dem Kinde, von Magdalena und Hieronymus umgeben, nach Correggio; die Versuchung des heil. Antonius, nach Tintoretto (1582); der heil. Hieronymus, nach Demselben (1588); der Leichnam Christi, nach Paolo Veronese; die heil. Jungfrau, das Kind an der Brust, nach Ligozzi (1589); Bildnis des Kardinals Karl Borromäüs (1585); der heil. Hieronymus, nach Vanni; die Vermählung der heil. Katharina, nach Paolo Veronese (1582); Titian Vecellus (1587); die heil. Familie, die Jungfrau sitzend mit dem schlafenden Kinde auf dem Schosse; der heil. Franziskus mit den Wundmalen; Papst Innocenz IX.; der Gürtel des heil. Franciscus (1586); die Marter der heil. Justina, nach P. Veronese; die Anbetung der Könige, nach Peruzzi (1579); die Anbetung der Könige, nach Marco di Moro; der beil. Franz in der Verzückung, nach Vanni, eines der vorzüglichsten Blätter des Meisters; der Schmerzensmann, nach Correggio (1587); der heil. Hieronymus (letzte Platte des Künstlers). 

Außer nebigen Monogrammen hat Agostino seine Blätter auch mit den lateinischen großen Anfangsbuchstaben seines Namens nebst F (fecit) oder I (incidit) zeichnet; ferner mit: A. Car. fecit; A. Caraz inuent.; A. Caraza. f.; Ag. Ago. fe.; Ago. C. Jn.; AGO. Ca. J.; Ago. Car. f.; Agu. Car.; August Carazza Inu. e. fe; Au. Cara: fe.; Aug. Car. F.; Aug. Carax fe; Aug: Car: Bon: inc: excu:; Aug. Car. Bonon incivit et impressit; Aug Car. fe.; Augu Car. fe.; August Car. inu.; Augusti Cre. fe.; Augustino Cremona fe.; AVG. F.; AVGV. CAR. F.; Car fe.; Carazzi fe. ' 

 

Literatur. Siehe den Schluss des letzten Artikels über die Caracci.

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