Verzierungen. (Dekorationen) nennt man auch, die Veranstaltungen, wodurch auf der Schaubühne der Ort der Handlung durch Malerei vorgestellt wird: aber uneigentlich; denn diese Verzierungen sind nicht Nebensachen zur Verschönerung, sondern wesentlich zum Schauspiel gehörige Sachen. Von den Veranstaltungen der Schaubühne, wodurch die Vorstellung des Orts der Handlung in jedem Falle kann bewirkt werden; und von der Wahl der Szene, haben wir bereits gesprochen4. Über das Besondere in der Kunst des Schauspielmalers bin ich nicht im Stand hier etwas befriedigendes zu sagen. In Ansehung des Geschmacks ist das Wichtigste, was man dem Maler der Schaubühne zu sagen hat, dieses; dass er den Zweck seiner Arbeit bedenken und nichts vorstellen soll als was notwendig ist, die Wahrheit der Vorstellung zu unterstützen. Er muss schlechterdings bloß darauf bedacht sein, dass das Auge des Zuschauers die Szene für den wahren Ort der Handlung halte und sich sorgfältig hüten, dass das Auge keine Gelegenheit finde, durch etwas unnatürliches oder unschickliches oder gegen das Übliche streitende oder allzusehr hervorstechende, sich von der Handlung selbst abzuwenden, um die Decoration zu tadeln oder zu bewundern. Er hat das Seinige zum Schauspiel am besten getan, wenn der Zuschauer gar nicht an seine Arbeit denkt, sondern nur auf die handelnden Personen sieht und glaubt, dass er sich wirklich an dem Ort der Szene befinde.
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1 S. Manieren, Veränderungen.
2 Cultu et ornatu se commendat ipse, qui dicit, et in ceteris judicium doctorum, in hoc vero etiam popularem laudem petit. Quintil. Inst. L. VIII. c. 3.
3 S. Gesims; Sparrenkopf, Kragstein u.s.w.
4 S. Schaubühne; Szene.