Zwölftes Buch.
Fama


Zwischen der Erd' und dem Meer und den himmlischen Höh'n in der Mitte

Lieget ein Ort, abgrenzend der Welt dreischichtige Kugel,

Wo man, was irgend erscheint, wie fern auch der Raum es gesondert,

Schaut, und jeglicher Schall die gehöhleten Ohren durchdringet.

Fama erkor sich den Ort und bewohnt den erhabensten Gipfel.

Rings unzählbare Gäng' und der Öffnungen Tausende ringsher

Gab sie dem Haus, und es sperrte nicht Tor noch Türe die Schwellen.

Tag und Nacht ist es offen; und ganz aus klingendem Erze,

Tönet es ganz und erwidert den Laut, das Gehörte verdoppelnd.

Nirgend ist Ruh' inwendig und nirgendwo schweigende Stille;

Doch auch nirgend Geschrei; nur flüsternder Stimmen Gemurmel:

Wie von des Meers Aufbrandung, wenn fernher einer es höret,

Schallt das Geräusch; wie dumpf, wann Jupiter krachende Schläge

Sandt' aus schwarzem Gewölk, abziehende Donner verhallen.

Höf' und Säle durchwühlt's; leichtflatternde gehen und kommen;

Und mit wahren Gerüchten ersonnene wild durcheinander

Ziehn bei Tausenden um und rollen verworrene Worte.

Einige füllen davon mit Geschwätz die müßigen Ohren;

Andere tragen Erzähltes umher; und das Maß der Erdichtung

Wächst; und es fügt zum Gehörten das Seinige jeder Verkünder.

Dort ist gläubiger Wahn und dort zutappender Irrtum,

Eitele Fröhlichkeit dort, bei dumpf anstarrenden Schrecken,

Aufruhr, jählich empört, und unverbürgte Gezischel.

Aber sie selbst, wo im Himmel, ins Meer, in den Landen was Neues

Aufblickt, schaut es sogleich und durchspäht den unendlichen Weltraum.


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Seite zuletzt aktualisiert: 05.12.2006 
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