Einfluß des Elternhauses


Fragen wir, ehe wir ihn in diesen neuen Lebensabschnitt begleiten, nach dem Anteil der Eltern an des Sohnes Eigenart, so müssen wir uns sicherlich hüten, zu viel Vererbtes anzunehmen. Zunächst ist natürlich alles abzuziehen, was seine philosophischen Anlagen betrifft. Dagegen verdankt er dem Elternhaus, nach Blut und Erziehung, doch offenbar eine ganze Reihe höchst wertvoller persönlicher Eigenschaften: die strenge Rechtlichkeit, die ihn unter anderem auch, selbst während der Zeiten größter Dürftigkeit, vor Schuldenmachen bewahrte, die Gewissenhaftigkeit in der Arbeit, die unbedingte Wahrhaftigkeit, die Einfachheit und Regelmäßigkeit der Lebensweise, die Ordnungsliebe, z. B. in bezug auf Kleidung und Haushaltführung, die ihm, im vollsten Gegensatz zu seinem Landsmann Hamann, zeitlebens eigen blieb; vielleicht auch den Unabhängigkeitssinn, der den bescheidenen Handwerker seinen Ältesten während der ganzen Schulzeit aus eigenen Mitteln unterhalten ließ. Der Erinnerung an die bei aller Einfachheit tüchtigen Eltern entstammt wohl auch der bürgerlich-demokratische Grundzug seines Wesens ("Vor dem braven Manne nehme ich den Hut ab"), der ihn von allem äußerlichen Vornehmtun, "Complimentieren" und Zeremonienwesen fernhielt, auch als er später in den vornehmsten Kreisen verkehrte und die äußeren Formen der feinen Gesellschaft beherrschte. Dass ihm neben solchen Vorzügen vom Elternhause her auch eine gewisse Kleinbürgerlichkeit, ein Mangel an freierem Sichgehenlassen in der äußeren Lebensführung, das wir gern an großen Männern wahrnehmen, haften geblieben ist, wollen wir damit nicht leugnen.


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Seite zuletzt aktualisiert: 22.12.2006 
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