III. [Die Quantität des Geldes als seine Qualität]
Ich habe diesen Wendepunkt zwischen den beiden Abschnitten der teleologischen Reihe hervorgehoben, weil an ihm ein äußerst wesentlicher Zug des Geldes eine sehr entschiedene Sichtbarkeit erreicht. Solange nämlich das Geld als nächstes und einziges Strebensziel das Bewußtsein erfüllt, hat es für dieses gewissermaßen noch eine Qualität. Wir wüßten zwar nicht recht zu sagen, was für eine, allein die Interessiertheit des Willens, die Konzentrierung der Gedanken darauf, die Lebhaftigkeit der daran geknüpften Hoffnungen und Bewegungen strahlen es mit einer Wärme an, die ihm selbst sozusagen einen farbigen Schimmer leiht und uns den Begriff des Geldes überhaupt, noch abgesehen von der Frage nach dem Wieviel, bedeutsam macht. So entwickeln sich alle unsere praktischen Wünsche: solange sie unerreicht vor uns stehen, reizt uns das ganze Genus als solches, so daß wir uns sogar oft genug der Täuschung hingeben, irgendein noch so geringfügiges Maß desselben, insofern es eben nur diese Sache ist, diesen Begriff darstellt, werde uns dauernd befriedigen. Unsere Begehrung geht zunächst auf das Objekt seinem qualitativen Charakter nach, und das Interesse an der Quantität, in der jene Bestimmtheit sich darstellt, macht in der Regel seine Wichtigkeit erst geltend, wenn die Qualität schon in irgendeinem Maße verwirklicht und empfunden ist. Diese typische Entwicklung unserer Interessen ergreift das Geld in einer besonders modifizierten Weise. Da es nichts ist, als das an sich gleichgültige Mittel zu konkreten und grenzenlos mannigfaltigen Zwecken, so ist allerdings seine Quantität die einzige, vernünftigerweise uns wichtige Bestimmtheit seiner; ihm gegenüber steht die Frage nicht nach dem Was und Wie, sondern nach dem Wieviel. Dieses Wesen oder diese Wesenlosigkeit des Geldes tritt aber wie gesagt in voller psychologischer Reinheit in der Regel erst hervor, wenn es erlangt ist; nun, bei dem Umsatz in definitive Werte, macht sich erst ganz geltend, wie über die Bedeutung des Geldes, d.h. über seine Mittlerkraft, ausschließlich sein Quantum entscheidet. Bevor die teleologische Reihe an diesen Punkt gelangt und so lange das Geld ein bloßer Gegenstand des Verlangens ist, tritt vermöge der Gefühlsbetonung, die ihm als einem allgemeinen Begriff gilt, sein reiner Quantitätscharakter vor seinem generellen und gewissermaßen qualitativ empfundenen Wesen zurück - ein Verhältnis, das beim Geize chronisch wird, weil er die teleologische Reihe nicht über diesen kritischen Punkt hinausgelangen läßt, so daß der Geizige allerdings an das Geld dauernd Gefühle wie an ein Wesen von qualitativen und spezifischen Reizen knüpft. Die Beschränkung des Geldinteresses aber auf die Frage des Wieviel, anders ausgedrückt: daß seine Qualität ausschließlich in seiner Quantität besteht, hat vielerlei für uns wichtige Folgen.
Zunächst die, daß die Quantitätsunterschiede des Geldbesitzes für den Besitzer die erheblichsten qualitativen Unterschiede bedeuten. Das ist eine so triviale Tatsache der Erfahrung, daß ihre Hervorhebung sinnlos wäre, wenn nicht immer wieder die Versuchung wirkte, den reinen Quantitätscharakter des Geldes gerade umgekehrt auszulegen, seine Bedeutungen und Wirksamkeiten mechanisch, d.h. die höheren durch Multiplikationen der niederen, vorzustellen. Ich will zunächst einen ganz äußerlichen Fall als Beweis dafür erwähnen, wie tief eingreifend nach der Seite qualitativer Folgen hin quantitative Unterschiede in den Kondensierungen des Geldes sind. Die Ausgabe kleiner Banknoten hat einen ganz anderen Charakter, als die großer. Die kleinen Leute, die hauptsächlich die Inhaber der kleinen Note sind, sind nicht so leicht imstande, sie zur Einlösung zu präsentieren, wie die Besitzer großer Noten, während andrerseits, wenn einmal eine Panik ausbricht, sie ungestümer und besinnungsloser auf Rückzahlung drängen, oder ihre Noten à tout prix fortgeben. In derselben Beweisrichtung wirkt die folgende, mehr prinzipielle Überlegung.