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I. [Das Zweckhandeln als bewußte Wechselwirkung zwischen Subjekt und Objekt]

 

[Das Zweckhandeln als bewußte Wechselwirkung zwischen Subjekt und Objekt. Die Länge der teleologischen Reihen. Das Werkzeug als das potenzierte Mittel, das Geld als das reinste Beispiel des Werkzeugs. Die Wertsteigerung des Geldes durch die Unbegrenztheit seiner Verwendungsmöglichkeiten. Das Superadditum des Reichtums. Unterschied des gleichen Geldquantums als Teil eines großen und eines kleinen Besitzes; die konsumtive Preisbegrenzung. Das Geld vermöge seines reinen Mittelcharakters als Domäne der Persönlichkeiten, die dem sozialen Kreise unverbunden sind.]

 

Der große Gegensatz aller Geistesgeschichte: ob man die Inhalte der Wirklichkeit von ihren Ursachen oder von ihren Folgen aus ansieht und zu begreifen sucht - der Gegensatz der kausalen und der teleologischen Denkrichtung - findet sein Urbild an einem Unterschiede innerhalb unserer praktischen Motivationen. Das Gefühl, das wir Trieb nennen, erscheint als an einen physiologischen Vorgang gebunden, in dem gespannte Energien auf ihre Lösung drängen; indem jene sich in ein Tun umsetzen, endet der Trieb; wenn er wirklich ein bloßer Trieb ist, so ist er »befriedigt«, sobald er durch das Tun sozusagen sich selbst los geworden ist. Diesem gradlinigen Kausalvorgange, der sich im Bewußtsein als das primitivste Triebgefühl spiegelt, stehen diejenigen Aktionen gegenüber, deren Ursache, soweit sie sich als Bewußtseinsinhalt kundgibt, in der Vorstellung ihres Erfolges besteht. Wir empfinden uns hier gleichsam nicht von hinten getrieben, sondern von vorn gezogen. Das Befriedigungsgefühl tritt infolgedessen hier nicht durch das bloße Tun ein, in dem der Trieb sich auslebt, sondern erst durch den Erfolg, den das Tun hervorruft. Wenn etwa eine ziellose innere Unruhe uns zu einer heftigen Bewegung treibt, so liegt ein Fall der ersten Kategorie vor; der zweiten, wenn wir uns die gleiche Motion machen, um einen bestimmten hygienischen Zweck damit zu erreichen; das Essen ausschließlich aus Hunger gehört in die erste, das Essen ohne Hunger, nur um des kulinarischen Genusses willen, in die zweite Kategorie; die Sexualfunktion, im Sinne des Tieres ausgeübt, in die erste, die in der Hoffnung eines bestimmten Genusses gesuchte in die zweite. Dieser Unterschied scheint mir nun nach zwei Seiten hin wesentlich zu sein. Sobald wir aus bloßem Triebe heraus, also im engeren Sinne rein kausal bestimmt handeln, so bestellt zwischen der psychischen Verfassung, die als Ursache des Handelns auftritt, und dem Resultat, in das sie ausläuft, keinerlei inhaltliche Gleichheit. Der Zustand, dessen Energien uns in Bewegung setzen, hat insofern zu der Handlung und ihrem Erfolge so wenig qualitative Beziehungen, wie der Wind zu dem Fall der Frucht, die er vom Baum schüttelt. Wo da gegen die Vorstellung des Erfolges als Veranlassung gefühlt wird, da decken sich Ursache und Wirkung ihrem begrifflichen oder anschaubaren Inhalte nach. Die Ursache der Aktion ist indes auch in diesem Falle die reale - wenn auch wissenschaftlich nicht näher formulierbare - Kraft der Vorstellung bzw. ihres physischen Korrelats, die von ihrem Gedankeninhalt durchaus zu trennen ist. Denn dieser Inhalt, der ideelle Sachgehalt des Handelns oder Geschehens, ist an und für sich absolut kraftlos, er hat nur eine begriffliche Gültigkeit und kann nur insoweit in der Wirklichkeit sein, als er der In halt einer realen Energie wird: sowie die Gerechtigkeit oder die Sittlichkeit als Ideen niemals eine Wirksamkeit in der Geschichte üben, das vielmehr erst können, wenn sie von konkreten Mächten als Inhalt des Kraftmaßes derselben aufgenommen werden. Der Kompetenzstreit zwischen Kausalität und Teleologie innerhalb unseres Handelns schlichtet sich also so: indem der Erfolg, seinem Inhalte nach, in der Form psychischer Wirksamkeit da ist, bevor er sich in die der objektiven Sichtbarkeit kleidet, wird der Strenge der Kausal Verbindung nicht der geringste Abbruch getan; denn für diese kommen die Inhalte nur, wenn sie Energien geworden sind, in Betracht, und insofern sind Ursache und Erfolg durchaus geschieden, während die Identität, die die ideellen Inhalte beider zeigen, wiederum mit der realen Verursachung überhaupt nichts zu tun hat.

Von tieferer Bedeutung für die jetzige Aufgabe ist die andere Differenz, durch die sich das triebhafte und das vom Zweck geleitete Wollen gegeneinander charakterisieren. Sobald unser Handeln nur kausal (im engeren Sinne) bestimmt wird, ist der ganze Vorgang mit der Umsetzung der drängenden Energien in subjektive Bewegung beendet, das Gefühl der Spannung, des Getriebenwerdens ist gehoben, sobald die Aktion als Folge des Triebes eingetreten ist. Der Trieb lebt sich mit der ihm natürlichen Fortsetzung in Bewegung vollständig aus, so daß der gesamte Vorgang innerhalb des Subjekts beschlossen bleibt. Ganz anders verläuft der Prozeß, der durch das Bewußtsein des Zweckes geleitet ist. Dieser geht zunächst auf einen bestimmten objektiven Erfolg des Tuns und erreicht seinen Abschluß durch die Reaktion dieses auf das Subjekt bzw. des Subjekts auf ihn. Die prinzipielle Bedeutung des Zweckhandelns liegt also in der Wechselwirkung, die es zwischen dem Subjekt und Objekt stiftet. Indem schon die bloße Tatsache unserer Existenz uns in diese Wechselwirkung verwebt, hebt das zweckbestimmte Handeln sie in die Innerlichkeit des Geistes. Durch eben dies stellt sich unser Verhältnis zur Welt gleichsam als eine Kurve dar, die vom Subjekt aus auf das Objekt geht, es in sich einbezieht und wieder zum Subjekt zurückkehrt. Und während freilich jede zufällige und mechanische Berührung mit den Dingen äußerlich dasselbe Schema zeigt, wird es als Zweckhandeln von der Einheit des Bewußtseins durchströmt und zusammengehalten. Als Naturwesen betrachtet sind wir in fortwährender Wechselwirkung mit dem natürlichen Dasein um uns herum, aber in völliger Koordination mit diesem; erst im Zweckhandeln differenziert sich das Ich als Persönlichkeit von den Naturelementen außerhalb (und innerhalb) seiner. Oder, anders angesehen: erst auf der Grundlage solcher Scheidung eines persönlich wollenden Geistes und der rein kausal betrachteten Natur ist jene Einheit höherer Stufe zwischen beiden möglich, die sich in der Zweckkurve ausdrückt. Dieses prinzipielle Verhältnis wiederholt sich, mit gewissen Abschwächungen, an dem Unterschied, den man zwischen der Arbeit des Kulturmenschen und des Naturmenschen zu finden meint: jene gehe regelmäßig und methodisch, diese unregelmäßig und stoßweise vor sich; das heißt, die erstere fordere eine willenshafte Überwindung der Widerstände, die unser Organismus der Arbeit entgegensetze, während die andere nur die Auslösung der in den psychischen Zentren angehäuften Nervenkraft sei.

 


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