1170. Romanze¹⁾. Ballade²⁾.
Unter Ballade versteht man gewöhnlich ein Lied, das eine Begebenheit ausführlich darstellt, unter Romanze ein solches, das lyrische Ergüsse, namentlich ritterlicher Liebe, in die Erzählung einfließen läßt. Überhaupt denkt man bei Ballade mehr an ein gesprochenes, bei Romanze mehr an ein gesungenes Lied. Doch sind diese Unterschiede erst später gemacht; ursprünglich besteht ein derartiger Unterschied durchaus nicht zwischen den beiden Ausdrücken, weshalb auch die Dichter dasselbe Lied bald als Romanze, bald als Ballade bezeichnen. Ballade und Romanze sind eigentlich beide das, was wir Volkslied nennen. Die Ballade ist das englische, die Romanze das spanische Volkslied. Ballade ist eigentlich italienischen Ursprungs;1 dort bezeichnete ballata (von ballare, tanzen) ein Tanzlied; von da kam das Wort über Frankreich (ballade) nach England wo es ursprünglich die den romanischen Gedichten nachgebildeten Lieder bezeichnete, bald aber die stehende Bezeichnung für die alten englischen Volkslieder wurde. Diese englischen ballads werden durch Percys Sammlung englischer und schottischer Balladen (Reliques of ancient English poetry, 1765) in Deutschland bekannt und zuerst von Bürger und anderen nachgeahmt. Die Romanze (dieses Wort ist nichts anderes, als das lateinische Adverbium Romanice, nämlich Romanice cantare, romanisch singen) und ihr Name wurde von Gleim im Anschluß an den Spanier Gongora und den Franzosen Moncrif 1756 in unsere Literatur eingeführt.
- Auf keltisch gwœlawd (sprich: wallad), d. i. Gassenlied, ist es wohl kaum zurückzuführen.↩