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Ideal

Ideal. „Das größte an Vollkommenheit nennt man heute das Ideal, Plato die Idee.“ Die Vollkommenheit im „theoretischen“ Sinne ist das höchste Wesen, Gott. „Gott aber stellt, während er als Ideal der Vollkommenheit das Prinzip des Erkennens ist, als wirklich daseiend zugleich das Prinzip des Werdens aller Vollkommenheit überhaupt dar“, Mund. sens. § 9 (V 2,101). Das „Ideal“ ist „die Idee nicht bloß in concreto, sondern in individuo, d. i. als ein einzelnes, durch die Idee allein bestimmbares oder gar bestimmtes Ding“. Dieses Ideal entspricht der Platonischen „Idee“ (als einzelner Gegenstand des göttlichen Intellekts, als das Vollkommenste jeder Art und als Urgrund aller Nachbilder in der Erscheinung). „Ohne uns aber so weit zu versteigen, müssen wir gestehen, daß die menschliche Vernunft nicht allein Ideen, sondern auch Ideale enthalte, die zwar nicht wie die platonischen, schöpferische, aber doch praktische Kraft (als regulative Prinzipien) haben und der Möglichkeit der Vollkommenheit gewisser Handlungen zum Grunde liegen.“ So sind die moralischen Begriffe „Tugend“, „Weisheit“ in ihrer ganzen Reinheit „Ideen“. Aber „der Weise“ (des Stoikers) ist ein Ideal, d. h. ein Mensch, der bloß in Gedanken existiert, aber mit der Idee der Weisheit völlig kongruiert. „So wie die Idee die Regel gibt, so dient das Ideal in solchem Falle zum Urbilde der durchgängigen Bestimmung des Nachbildes, und wir haben kein anderes Richtmaß unserer Handlungen, als das Verhalten dieses göttlichen Menschen in uns, womit wir uns vergleichen, beurteilen, und dadurch uns bessern, obgleich es niemals erreichen können.“ „Diese Ideale, ob man ihnen gleich nicht objektive Realität (Existenz) zugestehen möchte, sind doch um deswillen nicht für Hirngespinste anzusehen, sondern geben ein unentbehrliches Richtmaß der Vernunft ab, die des Begriffs von dem, was in seiner Art ganz vollständig ist, bedarf, um danach den Grad und die Mängel des Unvollständigen zu schätzen und abzumessen“, KrV tr. Dial. 2. B. 3. H. 1. Abs. (I 494 ff.—Rc 631 f.). „Idee bedeutet eigentlich ein Vernunftbegriff, und Ideal die Vorstellung eines einzelnen als einer Idee adäquaten Wesens“, KU § 17 (II 73).