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Denkfreiheit

Denkfreiheit gehört mit zu den Hauptforderungen der deutschen Aufklärer, wird also als Schlagwort sicher der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geläufig gewesen sein. Berühmt geworden ist Marquis Posas Forderung in Schillers „Don Carlos“ (1785), 3. Akt, 10. Auftritt: „Geben sie Gedankenfreiheit!“ Vgl. auch Wieland 32, 279 (1788): „Wenn es wahr ist, dass dieses achtzehnte Jahrhundert sich einiger beträchtlicher Vorzüge vor allen vorhergehenden rühmen kann, so ist nicht weniger wahr, dass wir sie lediglich der Freiheit des Denkens und der Presse, der dadurch bewirkten Ausbreitung der Wissenschaften und des philosophischen Geistes und der wahren Bekanntmachung derjenigen Wahrheiten, von denen das Wohl der bürgerlichen Gesellschaft abhängt, zu danken haben. Immerhin mögen manche Lobredner unserer Zeiten von diesen Vorzügen zu viel Aufhebens machen.“

Zur Erläuterung des Begriffes verweise ich aus A. Wilhelm Schlegels lehrreiche Bemerkungen (Deutsche Lit.-Denkm. Nr. 18, 77): „Die Denkfreiheit, die ebenfalls eine Erscheinung unserer Zeiten sein soll, ist notwendige Bedingung der Aufklärung, und die Aufklärer wissen sie daher nicht genugsam zu preisen. Nun heißt es zwar nach dem alten Sprichwort: Gedanken sind Zollfrei: man sollte also meinen, Denkfreiheit wäre zu allen Zeiten in der Welt gewesen, wenn man sich nur mit seinen Gedanken fein still gehalten hätte. Sie wollen aber noch die Freiheit dazu haben, ein langes und breites darüber zu schwatzen, und zu schreiben und zu drucken.

Dies fällt denn mit der so genannten Publizität zusammen, d. h. der Erlaubnis und Freiheit, die Verhandlungen bei politischen Geschäften durch den Druck öffentlich zu machen; einer viel gepriesenen Erfindung.“

Das Wort Denkfreiheit selbst ist erheblich älter und wird von Gombert, Jahresbericht des Königl. Gymn. zu Groß-Strehlitz 1893, 18 bereits aus Liscows Schriften (1739) nachgewiesen und nach der Tendenz der Belegstellen vermutungsweise aus Prof. J. E. Philippi, den von jenem Satiriker so arg durchgehechelten Gegner, zurückgeführt.