Atombewegung


Laß mich nun weiter betrachten, durch welche Bewegung die Dinge

Aus den erzeugenden Keimen entstehen und wieder vergehen.

Ferner, wie heißt die Gewalt, die sie hierzu zwingt, und die Triebkraft,

Die sie befähigt den Weg durch das endlos Leere zu nehmen?

Dies will ich alles erklären: vergiß nicht, der Worte zu achten!

     Sicherlich hängt die Materie nicht untereinander zusammen

Wie ein Klumpen geballt; wir sehn ja, wie alles sich mindert

Und allmählich zerfließt in dem langsamen Strome der Zeiten,

Wie es sein Altern entzieht der Betrachtung unserer Augen.

Trotzdem scheint sich das Ganze doch unvermindert zu halten,

Weil zwar jegliches Ding, das Urelemente verlassen,

Minder wird; aber das andre, wohin sie sich wandten, vermehrt sich.

So muß dieses vergehn, auf daß dort Neues erblühe.

Aber auch dort ruht nichts. So muß sich erneuen das Weltall

Je und je; in der sterblichen Welt lebt eins von dem ändern.

Ein Volk schwingt sich empor, ein anderes sinkt von der Höhe,

Und in kürzester Frist verwandeln sich unsre Geschlechter:

Eins reicht wie bei den Läufern dem ändern die Fackel des Lebens.

 

Wenn du vermeinst, es vermöchten die Urelemente zu rasten

Und durch Rast zu erzeugen den Anstoß neuer Gestaltung,

Dann bist weit du entfernt von dem richtigen Wege der Wahrheit,

Denn bei dem Schweifen im Leeren (so heischt's Notwendigkeit) müssen

Sämtliche Urelemente durch eigene Schwere sich regen

Oder durch äußeren Stoß. Denn wenn sie bisweilen im Fluge

Wider einander geraten, begegnet's, daß jäh auseinander

Nach verschiedener Seite sie prallen. Ihr Bau ist ja stahlhart,

Dicht und schwer, und im Rücken ist nichts, was hinderlich wäre.


 © textlog.de 2004 • 19.11.2024 01:31:34 •
Seite zuletzt aktualisiert: 13.09.2005 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright