Grenzen der Atommischung
Trotzdem darf man nicht wähnen, es könne sich alles mit allem
Gatten. Denn sonst gewahrte man überall Aftergeburten
Bald halb Mensch, halb Tier entstehn, bald riesige Aste
Hier und da aus lebendigem Leib in die Höhe erwachsen,
Bald auch Glieder sich einen, gemischt aus See- und aus Landtier;
Ekle Chimären sogar mit dem feuerschnaubenden Rachen
Ließe Natur erstehn auf der alleserzeugenden Erde.
Aber dergleichen entsteht doch nichts, wie deutlich erkennbar.
Alles, was wächst, kann stets, wie man sieht, sein Geschlecht
sich bewahren,
Da es besonderen Keimen besonderer Mutter entstammet.
Und dies muß, wie man weiß, nach bestimmten Gesetzen geschehen.
Denn aus allen den Speisen entnimmt ein jedes das Seine
Und verteilt es den Gliedern im Innern. So wirkt es vereint dort
Angemeßne Bewegung. Das Fremde dagegen (man sieht es)
Wirft die Natur auf die Erde zurück; viel flieht aus dem Körper,
Wenn ihn die Stöße erschüttern, mit unsichtbaren Atomen,
Was sich nicht irgendwohin vereinigen konnte noch innen
Sich zur Lebenserregung verstehn und den übrigen folgen.
Glaube nicht etwa, daß dieses Gesetz nur beseelte Geschöpfe
Binde. Vielmehr ist die Schranke der Norm für alles dieselbe.
Denn so wie nach der ganzen Natur die geschaffenen Dinge
Sind voneinander verschieden, so muß ein jedes sich bilden
Aus der Verschiedenheit schon der Gestalten der Urelemente.
Nicht als ob nicht auch häufig bei ihnen sich ähnliche Formen
Fänden, jedoch ist gewöhnlich nicht alles mit allem identisch.
Sind nun die Keime verschieden, so müssen nicht minder sich scheiden
Ihre Verflechtung und Bahn, ihr Abstand, Schwere und Anprall,
Ihre Bewegung, ihr Stoß. Dies alles nun scheidet die Körper
Nicht nur beseelter Geschöpfe, nein Meer und Land voneinander,
Ja sie scheiden sogar das Irdische ganz von dem Himmel.