Plagal. (Musik) Dieses Beiwort gibt man gewissen Kirchentonarten, die man ansieht als wenn sie anderen Haupttonarten, welche Authentische genannt werden1, untergeordnet oder von demselben abhänglich wären. Diese Abhänglichkeit ist aber etwas völlig willkürliches und hat weiter nichts auf sich als die Mode oder Gewohnheit gewisse Tonstücke so einzurichten, dass wenn eine Partie oder Stimme, einen oder mehr Sätze in einer gewissen Tonart vorgetragen hat, eine andere Stimme hierauf ähnliche Sätze in einer anderen Tonart, deren Tonika die Quinte der vorhergehenden ist, vortragen. Wann z.B. nach der heutigen Art zu sprechen, eine Stimme in C dur angefangen hätte, so musste eine andere in g dur antworten. Und in Rücksicht auf diese Beziehung wurde die erste Stimm authentisch, die andere plagalisch genannt. Also kann eine Tonart, die in einem Stück authentisch ist, in einem anderen Stück plagalisch sein.2
_______________
1 S. Authentisch.
2 Tonarten der Alten.