Perseus
Jetzt drei Göttern erhebt drei Rasenaltäre der Sieger:
Links dem Merkurius einen, und rechts dir, kriegrische Jungfrau;
Mitten ist Jupiters Herd. Es blutet die Kuh der Minerva:
Und dem Geschwingten das Kalb; und der Farr dir, König der Götter.
Stracks die Andromeda nimmt er, der großen Tat zur Belohnung,
Ohn' aussteurendes Reich. Ihm schwingt Hymenäus und Amor
Bräutlichen Kien; es dampfen von reichlichen Düften die Feuer;
Laub und Blume bekränzen das Haus; die Gitarr' und die Lyra,
Auch die Schalmei, und Gesang, glückseliger Herzen entzückter
Ausruf, tönet umher; mit entriegelten Pforten geöffnet,
Strahlen in Gold die Gemächer; es nahn zu des Königs köstlich
Prangendem Hochzeitsmahl die cephenischen Völkergebieter.
Als nach vollendetem Schmaus vom Geschenk des edelen Bacchus
Allen das Herz anschwoll; nach der Art und Sitte des Landes
Fragt der Abantier nun. Und sobald dem Fragendes solches
Einer die Gäste gelehrt: Wohlan, o tapferer Perseus,
Redet er, melde mir jetzt, durch welcherlei Künste, durch welche
Tugenden, du dir gewannst dies drachenhaarige Antlitz.
Drauf der Sproß des Agenor: Es lieg' am frostigen Atlas,
Sagt er, ein Ort, durch Mauern umschanzender Blöcke gesichert;
Wo, in des Tals Eingang, zwo Schwestern gewohnt, die Phorkiden,
Beide des einzelnen Augs teilnehmende; dieses, indem sie
Wechselten, hab' er geheim, durch täuschenden Trug sie belistend,
Mit vorgreifender Hand sich geraubt. Dann fern durch entlegnes,
Unwegsames Geklüft, und von Waldungen starrende Felsen,
Hab' er den Sitz der Gorgonen erreicht, und umher in den Feldern
Und an den Wegen geschaut der Menschen Gebild', und der Tiere,
Welche zu Stein aus beseelten der Anblick schuf der Medusa.
Aber er selbst, an der Linken mit schrecklichem Schilde gewappnet,
Hab' in dem spiegelnden Erz die Gestalt der Medusa geschauet;
Und weil schwer der Schlummer sie selbst und die Schlangen betäubte,
Hab' er dem Hals entrissen das Haupt; daß mit Fittichen fliegend,
Pegasos, samt dem Bruder, vom Blut der Erzeugerin aufwuchs.
Aber nicht falsche Gefahren des langen Laufes erzählt er:
Welche Sund' und Länder er unter sich schaut' aus der Höhe,
Welche Gestirn' er sogar mit geschwungenen Fittichen rührte.
Während dies in dem Kreise cephenischer Fürsten erzählet
Danaes Heldensohn, da erfüllt des Königes Säle
Dumpf aufbrausender Lärm: und nicht hochzeitliche Feier
Singt das rohe Geschrei, es verkündiget tobende Waffen.
Und aus gastlichem Schmause so schnell vorbrechender Aufruhr
War dem Meer zu vergleichen, das wild nach ruhiger Stille
Rasender Winde Gewalt aufstürmt in erhobene Brandung.
Phineus zuerst, Urheber des unbesonnenen Krieges,
Schüttelnd den eschenen Speer mit vorgespitzetem Erze:
Schaue mich, sprach er, bereit, die entrissene Gattin zu rächen!
Nicht soll jetzt das Gefieder, noch dein zu Golde gefälschter
Jupiter, mir dich entziehn! - Er wollt' ausschwingen; doch Cepheus
Rief ihm: Was machst du, Bruder? und welch ein Gedanke des Wahnsinns
Treibt dir zum Frevel das Herz? So lohnest du solchem Verdienste?
Dies dein bräutlich Geschenk für unserer Tochter Erhaltung?
Welche dir Perseus nicht, wenn du Wahrheit suchest, genommen;
Nein, mir Nereus' Töchter, die zürnenden; nur der gehörnte
Ammon, nur das in Wut annahende Scheusal des Abgrunds,
Lechzend mein Kind zu verschlingen! Geraubt dir wurde sie damals,
Als zum Verderben sie ging! Wofern nicht grade du forderst,
Grausamer, daß sie verderb', und an unserem Kummer dich weidest!
Traun, nicht ist es genug, daß man dir vor den Augen sie anschloß,
Und daß keinerlei Hilfe du Ohm und Bräutigam brachtest!
Oben darein, daß jemand sie rettete, willst du betrauren,
Und ihm entraffen den Preis! Wenn dieser so groß dir erscheinet,
Warum nicht von dem Fels, wo geheftet er war, ihn geholet?
Nun laß, der ihn geholt, durch den mein Alter nicht öd' ist,
Nehmen, was Wort und Verdienst ihm sicherte! Denke, daß dir nicht
Vorgezogen er sei, vielmehr dem entschiedenen Tode.
Nichts antwortete jener; ihn selbst abwechselnd und Perseus
Funkelt' er an, unschlüssig, ob den, ob jenen er treffe.
Und nach kurzem Verzug, da schwang er die Lanze mit Kraft um,
Wie sie gewährte der Zorn, und auf Perseus schnellt' er den Fehlschuß.
Als sie dem Polster entragt', erst jetzo sprang von dem Lager
Perseus empor; und zurück das Geschoß ihm sendend in Unmut,
Bräch' er die feindliche Brust: doch hinter den Opferaltar floh
Phineus, und, ach, unwürdig! es barg der Altar den Verbrecher!
Aber die Stirn des Rhötus durchdrang nicht eitel die Spitze.
Jener sank; und sobald sie den Stahl aus dem Schädel gezogen,
Zappelt er, rot mit Blut die gestelleten Tische besprengend.
Jetzo lodert die Meng' in ungebändigtem Zorn auf;
Ringsher schnellt man Geschoß; ja mancher schreit, es verdiene
Cepheus selbst und der Eidam den Tod. Doch gegangen war Cepheus
Über die Schwelle des Saals, anrufend das Recht und die Treue,
Auch die gastlichen Götter, er sei unschuldig des Aufruhrs.
Pallas, die Kriegerin, naht, und bedeckt mit der Ägis den Bruder,
Hauchend ihm Mut. Dort war ein Indier Athis, den weiland
Ganges' Tochter Limnate gebar in kristallener Grotte:
Von vorragender Schöne, die noch sein köstlicher Anzug
Mehrete, frisch von Kraft, ein sechzehnjähriger Jüngling.
Tyrisches Kriegsgewand, umringt mit goldner Verbrämung,
Hüllte den Leib; es prangt' ein goldnes Gehenk an dem Halse,
Und ein gekrümmetes Band um das myrrhenduftende Haupthaar.
Stets mit geschwungenem Spieß auch noch so Entferntes zu treffen,
War ihm kundig die Hand, doch kundiger, Bogen zu spannen.
Jetzt auch bog er bereits die geschmeidigen Hörner; doch Perseus,
Raffend den Brand, der rauchend den Herd des Altares bedeckte,
Schlug, und verwüstete stracks in zersplitterten Knochen das Antlitz.
Diesen sah, wie in Blut sein holdes Gesicht er herumwarf,
Lykabas nun, der assyrische Held, stets jenem vereinigt,
Als Gefährt', und Bekenner der ungeheuchelten Liebe;
Und da er Athis beweint, der, matt von der bitteren Wunde,
Jetzo den Geist aushauchte; da nahm er den Bogen, den ehmals
Jener gespannt, und sagte: Mit mir sei jetzo der Kampf dir!
Auch wird nicht gar lange des Jünglinges Tod dich erfreuen,
Der mehr Haß dir bringet, denn Lob! - Noch hatt' er nicht alles
Ausgesagt; da entsprang der durchdringende Pfeil von der Sehne:
Jener vermied, doch haftet' er ihm in dem faltigen Kleide.
Gegen ihn wandte die Wehr, erprobt durch den Mord der Medusa,
Er des Akrisius Sohn, und stieß in die Brust sie. Doch jener,
Sterbend schon, da die Augen in Todesdunkel ihm schwammen,
Schaute nach Athis umher, und lehnte sich nieder auf Athis,
Und nahm mit zu den Manen den Trost des vereinigten Todes.
Siehe, der Libyer dort, Amphimedon, und der Syener,
Phorbas, Methions Sohn, voll Gier, in den Kampf sich zu mischen,
Waren im Blut, das umher den laulichen Boden gefeuchtet,
Beid' ausgleitend gestürzt: an dem Aufstehn hindert das Schwert sie,
Welches Amphimedons Rippen durchdrang, und die Kehle des Phorbas.
Erithos, Aktors Sohn, dem breit die gedoppelte Streitaxt
Schimmerte, sank nicht unter des Perseus Schwerte; den Mischkrug,
Hoch mit Gebild vorragend, und schwer vom Gewichte des Erzes,
Diesen gewaltigen hebt mit beiden Händen der Halbgott,
Schwingt, und zerschmettert den Mann: flugs speit er rötliches Blut aus,
Rücklings gestreckt, und schlägt mit sterbender Scheitel das Estrich.
Jetzt der Semiramis Sohn Polydämon, Abaris jetzo,
Welcher vom Kaukasus kam, und den Spercheiaden Lycetus,
Klytus, und Phlegyas jetzt, und den ungeschorenen Elyx,
Streckt er, daß hoch einher auf der Sterbenden Haufen er wandelt.
Phineus wagete nicht, in der Nähe dem Feind zu begegnen,
Sondern er schwingst den Speer: den trägt auf Idas der Irrweg,
Welcher umsonst, teillos des Gefechts, sich der Waffen enthalten.
Düster das Auge gewandt auf den unbarmherzigen Phineus:
Soll ich durchaus teilnehmen, so rufet er, habe denn, Phineus,
Welchen du wolltest, den Feind; und empfah für die Wunde die Wunde!
Schon den entzogenen Speer ihm zurückzusenden verlangt' er,
Aber er sank in die Kniee, die leer des Blutes erschlafften.