2. Kapitel:
Unmittelbare Triebkräfte der Anschauungen der Massen
Wir haben die mittelbaren und vorbereitenden Triebkräfte festgestellt, die der Massenseele besondere Empfänglichkeit verleihen, indem sie das Aufblühen gewisser Gefühle und Ideen bei den Massen ermöglichen. Jetzt haben wir noch die Triebkräfte zu untersuchen, die eine unmittelbare Handlung bewirken können. Im nächsten Kapitel werden wir dann sehen, wie diese Triebkräfte zu benutzen sind, damit sie all ihre Wirkungen erzielen können.
Der erste Teil dieses Werkes behandelte die Gefühle, Ideen und Überzeugungen von Gesamtheiten (collectivités). Aus ihrer Kenntnis kann man offenbar die Mittel, die Massenseele zu beeinflussen, in allgemeiner Weise feststellen. Wir wissen bereits, was auf die Einbildungskraft der Massen Eindruck macht, kennen die Macht der Übertragung von Beeinflussungen, besonders jenen, die in bildhafter Form auftreten. Da aber die möglichen Beeinflussungen ganz verschiedenen Ursprung haben, so können auch die Faktoren, die auf die Massen zu wirken vermögen, recht verschieden sein; man muß sie daher gesondert untersuchen. Die Massen sind so etwas wie die Sphinx der antiken Sage: man muß die Fragen, die ihre Psychologie uns stellt, lösen oder darauf gefaßt sein, von ihnen verschlungen zu werden.