Natürliche Auslese, natürliche Zuchtwahl
Natürliche Auslese oder natürliche Zuchtwahl (aus engl. natural selection), dieses berühmt gewordene Erklärungsprinzip der Abstammungslehre, wurde durch Darwin im Titel seines bahnbrechenden Werkes über „Die Entstehung der Arten“ (1859) zuerst schlagend formuliert und im 4. Kapitel genauer erläutert. Vgl. die deutsche Übersetzung von J. Victor Carus, 4. Aufl. (1870) S. 93: „Diese Erhaltung günstiger und Verwerfung nachteiliger Abänderungen ist es, was ich natürliche Zuchtwahl nenne oder Überleben des Passendsten.“ Ferner Haeckel S. 36: „Indem Darwin als praktischer Tierzüchter die Erfahrungen der künstlichen Zuchtwahl auf die Organismen im freien Naturzustand anwendete und in dem „Kampf ums Dasein“ das auslesende Prinzip der natürlichen Zuchtwahl entdeckte, schuf er seine bedeutungsvolle Selektionstheorie, den eigentlichen Darwinismus.“
Parallel geht die Theorie von der geschlechtlichen Auslese, welche der ästhetischen seite der Naturbetrachtung gerecht werden soll. Vgl. dazu z. B. die Äußerung Nietzsches 15, 344 (1888): „Man hat die Auslese der Schönsten in einer Weise übertrieben, wie sie weit über den Schönheitstrieb unsrer eignen Rasse hinausgeht!“
Die Schlagwortwendung ist aber auch anderen Gebieten außer der Naturwissenschaft angepaßt worden, wie unter anderem das viel erörterte Stichwort von der sozialen Auslese zeigt. Siehe Soz. Monatshefte 1, 590 ff. (1897).