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Naturalismus

Naturalismus ist als spezifisch literarisches Schlagwort wohl erst durch Zola seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wirksam ausgeprägt worden, obwohl die Übertragung aufs künstlerische Gebiet bereits hinlänglich vorbereitet war. Littré, der sie 1869 noch nicht verzeichnet, trägt sie im Supplementband nach und belegt sie aus dem Jahre 1876.

Ins Jahr 1881 fallen dann zwei bedeutsame kritische Schriften Zolas, einmal: Les romanciers naturalistes, andererseits: Le naturalisme au théâtre. Vgl. hierzu Nordau, Die conv. Lügen (1883) S. 9, welcher über die französische Literatur bemerkt: „Sie huldigt einem Kunstprinzip, wofür sie die Bezeichnung Naturalismus gefunden hat.“ Und Scherr, Die Nihilisten (1885) schreibt über Dostojewskys Roman „Verbrechen und Strafe“ S. 39 recht abschätzig: „Dieses Buch, den sogenannten „Naturalismus“ auf die Spitze treibend, ist freilich eins der peinlichsten, die man lesen kann, wahrhaft nervenfolternd.“

Zumal seit Mitte der achtziger Jahre war das Schlagwort in aller Munde und hat sich, auch als die modische, aber stark befehdete Geschmacksrichtung durch neue Bestrebungen abgelöst wurde, noch als literaturgeschichtliche Klassifikation fest behauptet. Bereits 1891 veröffentlichte Herrn. Bahr eine Schrift unter dem bezeichnenden Titel: „Die Überwindung des Naturalismus“. Vgl. auch Holz, Sozialarist. S. 75: „Der Naturalismus hat doch jetz abjewirtyschaft. Erst de Stimper, denn wir Olimper!“