Coda
Hier wurde behauptet: eine Gruppe Berliner Plakatmaler macht keine saubere Kunst, sondern nicht saubere Geschäfte. Es wurde darauf hingewiesen, dass »die Bourgeoisie Berlins ohne Tradition und darum auf Moden und Kulturphrasen angewiesen sei« (Karl Scheffler). Es wurde gesagt, Kultur könne man nicht kaufen. Das wird aufrechterhalten. –
Es handelte sich nicht um die Plakatisten. Es handelte sich um Berlin.
Eine sachliche Erwiderung blieb aus. Karten kamen, Briefe, Telegramme, für die man jeden einzelnen bestrafen lassen könnte.
Sie fragten nicht: Hat er recht? Sie fragten sofort: Warum schreibt er das? Denn sie konnten sich nicht denken, dass einer um der Sache willen etwas täte.
Hier geht es nicht um die Person. Klinger hat mir in liebenswürdigster Weise Zeit und Erfahrung für einen Vortrag zur Verfügung gestellt, die andern kenne ich wenig oder gar nicht.
Gegen eine wirtschaftliche Amerikanisierung können wir uns nicht wehren. Wohl aber gegen eine geistige. Und es ist dem deutschen Kaufmann, der wegen seiner Sauberkeit, seiner Ruhe, seines Anstands in der Welt geschätzt wird, nicht adäquat, in einen Taumel gerissen zu werden, der Geld und nur Geld machen will.
Denn es gibt Besseres. Es gibt Solidität, Würde, Stetigkeit. Und die wollen wir uns bewahren.
Tucholsky.
Das Plakat, 31.07.1913, Nr. 4, S. 180.