Johann Stephan von Calcar, Jan van Calcar

Calcar, Johann Stephan von, auch Jan van Calcar genannt und unter die niederländischen Meister gezählt, ein ausgezeichneter Maler, wurde 1500 zu Calcar im Cleveschen geboren, hielt sich aber seit 1536 in Italien auf, wo er zu Venedig in Tizian's Schule ging und dessen Stil, namentlich in den Porträts, so nachzuahmen lernte, dass seine Bilder mit denen seines Lehrers zum öfteren verwechselt wurden. Später nahm er sich Raphael zum Vorbild und erreichte auch diesen Meister so vollkommen, dass er mit mehreren nach dessen Bildern ausgeführten Gemälden selbst Kenner täuschte. Nach Vasari starb er zu Neapel in der Blüte seiner Jahre 1546, nach einer Tradition in seiner Vaterstadt aber soll er wieder in seine Heimath zurückgekehrt und hier gestorben sein. Wenn die ihm zugeschriebenen Flügel des Hauptaltars zu Calcar, in 20 Abteilungen Geschichten des alten und neuen Testamentes enthaltend, wirklich Werke seiner Hand sind, so sind sie jedenfalls vor seiner Abreise nach Italien gemalt; denn sie verraten die niederrheinische, hauptsächlich flandrische Richtung, zeigen eine äußerst sinnige Auffassung und einen Ausdruck von hoher Zartheit und Anmut in den Köpfen. Die Darstellung der Erweckung des Lazarus (gest. von F. A. Pflugfelder) hat der Maler auf den Kirchhof von Calcar verlegt und in dem Bilde des Ecce homo soll er unter dem Bilde eines jungen kräftigen Mannes sich selbst dargestellt haben. Einzelne geringere Arbeiten auf Nebenaltären derselben Kirche, z. B. eine Legende der heil. Ursula, gelten als Jugendwerke des Meisters; für weiter ihm zugeschriebene Werke, z. B. eine Mater dolorosa (lith. von Strixner) in der Pinakothek zu München, gilt das bei Gemälden des Hauptaltars zu Calcar Gesagte. Seinem Stil entsprechen ferner: eine Gerichtssitzung im Rathaussaal zu Wesel und viel einzelne trefflich ausgeführte Heilige in der Kirche zu Rees. In der k. k. Galerie des Belvedere zu Wien befindet sich eine Geburt Christi, ein kleines Bild von ihm, das einst dem Rubens gehörte; auch wird ihm daselbst das Porträt eines bärtigen Mannes zugeschrieben. Unter den Bildern des Museums zu Berlin, deren Urheber noch nicht ermittelt ist, verrät das Bildnis eines Mannes in mittlerem Alter (Nro. 190 des Katalogs) denselben Ursprung, wie ein dem Calcar zugeschriebenes Porträt im Louvre zu Paris. Auch das Bildnis eines Mannes mit langem rotem Bart, im Besitz von W. Sloane Stanley Esq. zu London, stimmt mit den allgemeinen Vorstellungen überein, die man von diesem Meister hat, die aber im Übrigen durch kein authentisches Werk beglaubigt sind. Calcar fertigte die Zeichnungen zu einem von Andrea Vesalio herausgegebenen, unter dem Titel: De humani corporis fabrica, 1543 zu Basel mit trefflichen Abbildungen erschienenen anatomischen Werke.


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