Calendario, Filippo, ein von gleichzeitigen Chronisten hochgerühmter Bildhauer und Baumeister, gilt für den Erbauer des Dogenpalastes zu Venedig, eines der brillantesten und reichsten Beispiele der germanischen Architektur in Italien, und zwar wird ihm die Fassade gegen die Lagune und der Anfang der gegen die Piazzetta gekehrten Seite zugeschrieben. Auch sollen die Blätterkapitäle der Säulen dieses Palastes, großenteils mit figürlichen Darstellungen, die eine einfache, edle Ausbildung des germanischen Stils erkennen lassen, von seiner Hand herrühren. Nach Selvatico aber, in seiner Schrift „Sulla Architettura e sulla Scultura in Venezia" (Venedig 1848), wurde zwar der alte, vom Dogen Pietro Orseolo zu Anfang des 12. Jahrhunderts erbaute Palast im 14. Jahrhundert umgebaut, aber unter der Leitung des Pietro Baseggio, welcher vor der Mitte des Jahrhunderts starb und den mit ihm verwandten Calendario zum Vollstrecker seines letzten Willens ernannte. Nur an der damals erbauten Sala Dello Scrutinio und dem Saal des großen Rats, könnte demnach dem Calendario Anteil zugeschrieben werden, da die Fassade einer viel späteren Zeit angehört. Diese soll nämlich um 1424 begonnen und 1442 vollendet worden sein und sonder Zweifel Giovanni Bon und seinen Sohn Bartolommeo, welche beide viele Jahre hindurch als Baumeister und Bildhauer an dem Palaste beschäftigt gewesen, zu Urhebern haben. — Calendario muss übrigens seiner Zeit in hohen Ehren gestanden sein, denn der Doge Marino Falieri trug kein Bedenken, sich durch die Bande des Bluts ihm zu verbinden, eine Verwandtschaft, die Calendario übrigens mit dem Leben bezahlen musste; denn sie war Veranlassung, dass er in die Verschwörung des Dogen gegen die Staatsverfassung verwickelt und nach dem Mißlingen des Anschlags im Jahr 1335 mit dem Schwerdt hingerichtet wurde.