Calvart, Dionysius, Historien- und Landschaftsmaler, geb. um 1545 zu Antwerpen, gest. 1619 zu Bologna, malte anfänglich Landschaften und begab sich in der Absicht, sich mehr dem figürlichen Fache zu widmen, nach Italien, wo er zu Bologna unter Prosper Fontana die Perspektive studierte und in Lor. Sabbatini's Schule sich zum Historienmaler heranbildete. Als Letzterer von Papst Gregor XIII. nach Rom berufen wurde, begleitete Calvart seinen Lehrer und half ihm bei seinen dortigen Arbeiten im Vatikan. Nach Bologna zurückgekehrt, errichtete er hier eine Schule, aus welcher viele und nachher sehr berühmt gewordene Meister hervorgingen. Guido Reni, Albani, Domenichino besuchten sie, gingen aber später in die der Caracci.
Calvart gehörte zu den besseren Künstlern unter den Manieristen, welche den großen Meistern der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts folgten. Er verband mit dem anmutigen Stil des L. Sabbatini eine deutsche Gründlichkeit, die an Albrecht Dürer erinnert und eine warme blühende, den besseren Koloristen der niederländischen Schule entlehnte Färbung. Wenn er auch nicht ganz frei von Manier war und seinen Figuren oft der erforderliche Anstand fehlt, so erkennt man doch in seinen Bildern einen ernsten, der Oberflächlichkeit und dem täuschenden Scheine abholden Sinn. Es sind indessen auch manche von Guido Reni und Albani gemalte, von Calvart nur übergangene darunter. Die meisten von ihnen trifft man in Bologna, wo man u. A. in S. Petronio seinen: Erzengel Michael; in Santa Maria alle Grazie: das Fegfeuer; in ai Servi: ein großes Paradies sieht. In England befindet sich von ihm in der Galerie von Alton Tower: eine Maria mit dem Kinde und dem h. Franciscus; in der Sammlung in Burleighouse: die Verkündigung der Maria, beides Bilder von blühender Farbe. Die Eremitage zu Petersburg besitzt von ihm einen Besuch der Maria; die Galerie des Belvedere in Wien: einen Mannskopf. — Hieronymus Wierix, Ph. Thomassin, R. Sadeler haben nach seinen Blättern gestochen.