5. Die Gewerbe
Eine allen Männern und Frauen gemeinsame Kunst ist der Ackerbau, dessen niemand unkundig ist. In ihm werden Alle von Kindheit auf unterrichtet, teils in der Schule nach überlieferten Lehren, teils, indem sie auf die der Straße nächstgelegenen Felder wie zum Spiel hinausgeführt werden, wo sie den Arbeiten nicht nur zusehen, sondern zugleich Gelegenheit zur Körperübung benützend, sie auch wirklich ausüben.
Außer dem Ackerbau (der, wie gesagt, Allen gemeinsam ist), erlernt Jeder eine beliebige Hantirung als seinen Beruf, wie z.B. die Wollweberei, die Flachsbereitung, das Maurer-, Schmiede-, Schlosser- und Zimmermannshandwerk. Denn es gibt kein anderes Handwerk, das dem Betriebe nach einigermaßen erwähnenswert wäre.
Der Schnitt der Kleider ist, abgesehen davon, dass die Geschlechter von einander und der ledige Stand von den verheirateten unterschieden sind, derselbe für die ganze Insel, und bleibt es für die ganze Lebenszeit, ist für's Auge gefällig und den Leibesbewegungen angemessen, auch sowohl für Winter- als Sommerszeit geeignet. Jede Familie verfertigt sich ihre Kleider selbst.
Von allen den genannten Handwerken nun erlernt Jedermann irgend eins, nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen. Übrigens haben die letzteren, als die Schwächeren, nur die leichteren Verrichtungen auf sich, den Männern sind die übrigen mühsamen Handwerke übertragen. Meistenteils wird jeder im väterlichen Handwerk erzogen, denn die Meisten neigen von Natur dahin. Wenn aber einer eine andere Neigung hat, wird er durch Adoption in jene Familie aufgenommen, die dieses Gewerbe betreibt, aber nicht nur vom Vater, sondern auch von der Obrigkeit wird Vorsorge getroffen, dass er einem gesetzten und ehrenhaften Familienvater übergeben werde.
Hat einer ein Handwerk gründlich erlernt und wünscht noch ein anderes zu erlernen, so wird ihm das ebenfalls gestattet. Hat er beide inne, so mag er ausüben, welches er will, wofern nicht das eine in der Stadt mehr benötigt ist.
Die hauptsächlichste und beinahe einzige Beschäftigung der Syphogranten ist, dafür zu sorgen und vorzusehen, dass nicht jemand dem Müßiggang nachhänge, sondern jeder seinem Handwerk emsig obliege, doch braucht er deswegen nicht von Morgens früh bis spät in die Nacht beständig wie das Vieh bis zur Ermattung zu arbeiten.