33. Beschluss ohne Einwände


Als Raphael so nun erzählt hatte, kam mir Allerlei zu Sinne, was in den Sitten und Gesetzen dieses Volkes geradezu ungereimt erschien, nicht nur bei Begründung ihrer Kriegsführung, ihrer gottesdienstlichen Einrichtungen, ihrer Religion und obendrein noch anderer Einrichtungen, sondern vor allem auch das, was das eigentliche Hauptfundament ihres ganzen Bestandes ist, ihr Leben nämlich, ihre gemeinsame Lebensweise ohne allen Geldverkehr, wodurch allein der ganze Adel, die Pracht, der Glanz der wahren Majestät, wie es so die allgemeine Ansicht ist, die Zierde und der Schmuck des Staates, von Grund aus aufgehoben wird.

Gleichwohl machte ich keine Einwendung, da ich wusste, dass er vom langen Erzählen ermüdet war, und da ich durchaus nicht die Gewißheit hatte, dass er es gut aufgenommen haben würde, wenn ich ihm widersprochen hätte, namentlich, da ich mich erinnerte, dass er Einige aus diesem Anlasse getadelt hatte, als ob sie fürchteten nicht für gescheidt genug gehalten zu werden, wenn sie nicht etwas ausfindig machten, was sie gegen eine gegenteilige Meinung vorbringen konnten. So lobte ich denn jene Einrichtungen und seine Rede, nahm ihn sodann bei der Hand und führte ihn in das Speisezimmer, indem ich bemerkte, wir würden wohl noch später Zeit finden, über dieses Thema nachzudenken und des Langen und Breiten darüber zu Sprechen.

Möchte es dazu doch noch einmal kommen!

Indessen, wenn ich auch nicht allem, was er zum Besten gegeben, beistimmen kann, obwohl er ohne Widerspruch ein höchst gelehrter, in den Weltangelegenheiten gründlich unterrichteter Mann war, so muß ich doch ohne weiteres gestehen, dass es im utopischen Staatswesen eine Menge Dinge gibt, die ich in anderen Staaten verwirklicht zu sehen wünsche.

Freilich wünsche ich das mehr, als ich es hoffe.

 

Ende des zweiten Buches.


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