Bestattung der Toten
Diejenigen dagegen, die frohgemut und hoffnungsvoll dahingegangen sind, betrauert niemand; mit Gesang begleiten sie sie auf ihrem letzten Wege, empfehlen deren Seele liebevoll in Gottes Hut, verbrennen die Leiber ehrfurchtsvoll, doch nicht schmerzlich bewegt, und errichten dem Toten eine Gedenksäule an Ort und Stelle, auf die seine Titel eingemeißelt worden sind. Und wenn sie nach der Bestattung heimgekehrt sind, so bilden Leben und Charakter des Verewigten den Gegenstand ihres Gesprächs, wobei sie keinen Abschnitt seines Lebens lieber und öfter behandeln, als seinen schönen, seligen Tod.
Diese Feier zum Gedächtnis ihrer Rechtschaffenheit halten sie für einen höchst wirksamen Anreiz zur Tugend bei den Lebenden, sowie für eine den Toten höchst angenehme Huldigung, von denen man annimmt, dass sie den Besprächen über sie beiwohnen, wenn auch (für das blöde Gesicht der Sterblichen) unsichtbar.
Denn es wäre ja etwas dem Los der Seligen Unangemessenes, wenn es ihnen nicht frei stände, überallhin zu wandern, wohin sie wollen, und es wäre undankbar von ihnen, wenn sie mit dem Leben zugleich der Sehnsucht ledig geworden wären, ihre Freunde wieder zu sehen, mit denen sie bei Lebzeiten durch gegenseitige Liebe und Sympathie verbunden waren, welche doch nach ihrer Auffassung, wie alle übrigen guten Eigenschaften guter Menschen, nach dem Tode nur zunehmen können, anstatt abzunehmen. Darum glauben sie, dass die Toten noch unter den Lebenden umwandeln, und als Zuhörer und Zuschauer von den Reden und Handlungen der Lebenden zugegen sind. Sie gehen mit um so viel mehr Zuversicht an ihre Unternehmungen und Geschäfte, im Vertrauen auf solche Schirmherren, und auch von jeder heimlichen Schandtat hält sie die geglaubte Gegenwart der Vorfahren zurück.