3. Der Geist der Gemeinde
Was den Übergang in eine letzte Sphäre dieses Kreises anbetrifft, so können wir denselben an das knüpfen, was schon oben in bezug auf die Geschichte Christi berührt worden ist. Die unmittelbare Existenz Christi, als dieses einzelnen Menschen, der Gott ist, wird als aufgehoben gesetzt, d. h. es tut sich in der Erscheinung Gottes als Menschen selber hervor, daß die wahrhafte Realität Gottes nicht das unmittelbare Dasein, sondern der Geist sei. Die Realität des Absoluten als unendlicher Subjektivität ist nur der Geist selber, Gott ist nur da im Wissen, im Elemente des Inneren. Dies absolute Dasein Gottes, als schlechthin ebenso ideeller wie subjektiver Allgemeinheit, beschränkt sich deshalb nicht auf diesen Einzelnen, welcher in seiner Geschichte die Versöhnung der menschlichen und göttlichen Subjektivität zur Darstellung gebracht hat, sondern erweitert sich zu dem mit Gott versöhnten menschlichen Bewußtsein, überhaupt zur Menschheit, welche als die vielen Einzelnen existiert. Für sich jedoch, als einzelne Persönlichkeit genommen, ist der Mensch nicht etwa unmittelbar das Göttliche, sondern im Gegenteil das Endliche und Menschliche, das nur, insofern es sich als das Negative, das es an sich ist, wirklich setzt und somit als das Endliche aufhebt, zu der Versöhnung mit Gott gelangt. Erst durch diese Erlösung von den Gebrechen der Endlichkeit ergibt sich die Menschheit als das Dasein des absoluten Geistes, als der Geist der Gemeine, in welchem sich die Einigung des menschlichen und göttlichen Geistes innerhalb der menschlichen Wirklichkeit selbst als die reale Vermittlung dessen vollbringt, was an sich, dem Begriff des Geistes nach, ursprünglich in Einheit ist.
Die Hauptformen, welche in betreff auf diesen neuen Inhalt der romantischen Kunst von Wichtigkeit werden, lassen sich folgendermaßen gliedern.
Das einzelne Subjekt, das, von Gott getrennt, in der Sünde und dem Kampfe der Unmittelbarkeit und in der Bedürftigkeit des Endlichen lebt, hat die unendliche Bestimmung, mit sich und Gott zur Versöhnung zu kommen. Indem nun aber in der Erlösungsgeschichte Christi die Negativität der unmittelbaren Einzelheit sich als das wesentliche Moment des Geistes herausgestellt hat, so wird das einzelne Subjekt sich nur durch die Konversion des Natürlichen und der endlichen Persönlichkeit zur Freiheit und zum Frieden in Gott erheben können. Diese Aufhebung der Endlichkeit tritt hier in dreifacher Weise hervor:
erstens als die äußerliche Wiederholung der Leidensgeschichte, welche zum wirklichen leiblichen Leiden wird - das Märtyrertum.
Zweitens verlegt sich die Konversion ins Innere des Gemüts, als innere Vermittlung durch Reue, Buße und Bekehrung.
Drittens endlich wird das Erscheinen des Göttlichen in der weltlichen Wirklichkeit so gefaßt, daß der gewöhnliche Lauf der Natur und die natürliche Form des sonstigen Geschehens sich aufhebt, um die Macht und Gegenwart des Göttlichen offenbar werden zu lassen, wodurch das Wunder zur Form der Darstellung wird.
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