1. Die Erlösungsgeschichte Christi


Die Versöhnung des Geistes mit sich selbst, die absolute Geschichte, der Prozeß der Wahrhaftigkeit wird durch das Erscheinen Gottes in der Welt zur Anschauung und Gewißheit gebracht. Der einfache Inhalt dieser Versöhnung ist die Ineinssetzung der absoluten Wesenhaftigkeit und der einzelnen menschlichen Subjektivität; ein einzelner Mensch ist Gott und Gott ein einzelner Mensch. Hierin liegt, daß der Menschengeist an sich, dem Begriff und Wesen nach, wahrhafter Geist ist und jedes einzelne Subjekt dadurch als Mensch die unendliche Bestimmung und Wichtigkeit hat, ein Zweck Gottes und mit Gott in Einheit zu sein. Ebensosehr aber ergeht deshalb an den Menschen die Forderung, diesem seinem Begriff, welcher zunächst nur ein bloßes Ansich ist, Wirklichkeit zu geben, d. h. die Einigung mit Gott als Ziel seines Daseins zu setzen und zu erreichen. Hat er diese seine Bestimmung erfüllt, so ist er in sich freier unendlicher Geist. Dies vermag er nur, insofern jene Einheit das Ursprüngliche, die ewige Grundlage der menschlichen und göttlichen Natur selber ist. Das Ziel ist zugleich der an und für sich seiende Anfang, die Voraussetzung für das romantische religiöse Bewußtsein, daß Gott selber sei Mensch, Fleisch, daß er dieses einzelne Subjekt geworden sei, an welchem die Versöhnung deshalb nicht nur ein bloßes Ansich bleibt, so daß sie nur dem Begriff nach gewußt wäre, sondern sich objektiv daseiend auch für das sinnliche anschauende Bewußtsein als dieser einzelne, wirklich existierende Mensch hinstellt. Um dies Moment der Einzelheit ist es zu tun, damit jeder Einzelne darin die Anschauung seiner Versöhnung mit Gott habe, die an und für sich keine bloße Möglichkeit, sondern wirklich ist und um dessentwillen in diesem einen Subjekt als real vollbracht zu erscheinen hat. Indem nun aber die Einheit als geistige Versöhnung entgegengesetzter Momente kein nur unmittelbares Einssein ist, so muß zweitens an diesem einen Subjekt auch der Prozeß des Geistes, durch welchen das Bewußtsein erst wahrhaft Geist ist, als Geschichte dieses Subjekts zur Existenz gelangen. Diese Geschichte des Geistes, am Einzelnen sich vollbringend, enthält nichts anderes, als was wir oben schon berührt haben, daß nämlich der einzelne Mensch sich seiner Einzelheit leiblich und geistig abtue, d. h. daß er leide und sterbe, umgekehrt aber durch den Schmerz des Todes aus dem Tode hervorgehe, auferstehe als der verherrlichte Gott, als der wirkliche Geist, der jetzt zwar in die Existenz als Einzelnes, dieses Subjekt, getreten ist, doch ebenso wesentlich nur wahrhaft Gott als Geist in seiner Gemeinde ist.



Inhalt:


a. Scheinbare Überflüssigkeit der Kunst
b. Notwendiges Eintreten der Kunst
c. Zufällige Partikularität der äußeren Erscheinung


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Seite zuletzt aktualisiert: 14.09.2004 
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