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II. [Reduktion der Brauchbarkeits- und Seltenheitstheorie]

 

Der Tausch ist nicht die Addition zweier Prozesse des Gebens und Empfangens, sondern ein neues Drittes, das entsteht, indem jeder von beiden Prozessen in absolutem Zugleich Ursache und Wirkung des anderen ist. Dadurch wird aus dem Wert, den die Notwendigkeit des Verzichtes dem Objekt verleiht, der wirtschaftliche Wert. Erwächst der Wert im allgemeinen in dem Intervall, das Hemmnisse, Verzichte, Opfer zwischen den Willen und seine Befriedigung schieben, so braucht, wenn der Tauschprozeß in jener wechselseitigen Bedingtheit des Nehmens und des Gebens besteht, kein Wertungsprozeß vorangegangen zu sein, der dieses Objekt allein für dieses Subjekt allein zu einem Wert machte. Sondern das hierzu Erforderliche vollzieht sich eo ipso in dem Tauschakt. In der empirischen Wirtschaft pflegen die Dinge natürlich längst mit dem Wertzeichen versehen zu sein, wenn sie in den Tausch eintreten. Was hier gemeint ist, ist nur der innere, sozusagen systematische Sinn des Wert- und Tauschbegriffes, der in den historischen Erscheinungen nur rudimentär lebt oder als ihre ideelle Bedeutung, nicht die Form, in der sie als wirkliche leben, sondern die sie in der Projektion auf die Ebene des sachlich-logischen, nicht des historisch-genetischen Verständnisses zeigen.

Diese Überführung des wirtschaftlichen Wertbegriffes aus dem Charakter isolierender Substantialität in den lebendigen Prozeß der Relation faßt sich weiterhin auf Grund derjenigen Momente erläutern, die man als die Konstituenten des Wertes anzusehen pflegt: Brauchbarkeit und Seltenheit. Die Brauchbarkeit erscheint hier als die erste, in der Verfassung der wirtschaftenden Subjekte begründete Bedingung, unter der allein ein Objekt für die Wirtschaft überhaupt in Frage stehen kann. Damit es zu einer konkreten Höhe des einzelner Wertes komme, muß zu ihr die Seltenheit treten, als eine Bestimmtheit der Objektreihe selbst. Will man die Wirtschaftswerte durch Nachfrage und Angebot fixieren lassen, so entspräche die Nachfrage der Brauchbarkeit, das Angebot dem Seltenheitsmoment. Denn die Brauchbarkeit würde entscheiden, ob wir dem Gegenstande überhaupt nachfragen, die Seltenheit, welchen Preis wir dafür zu bewilligen gezwungen sind. Die Brauchbarkeit tritt als der absolute Bestandteil der wirtschaftlichen Werte auf, als derjenige, dessen Größe bestimmt sein muß, damit er nun mit dieser in die Bewegung des wirtschaftlichen Austausches eintrete. Die Seltenheit muß man zwar von vornherein als ein bloß relatives Moment zugeben, da sie ausschließlich das - quantitative - Verhältnis bedeute, in dem das fragliche Objekt zu der vorhandenen Gesamtheit von seinesgleichen steht, das qualitative Wesen des Objekts also überhaupt nicht berühre. Die Brauchbarkeit aber scheint vor aller Wirtschaft, allem Vergleiche, aller Beziehung zu anderen Objekten zu bestehen und, als das substantielle Moment der Wirtschaft, deren Bewegungen von sich abhängig zu machen.

 


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