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Acta Muriensa

I. Portalsspruch der Universität Muri


Lirum larum Löffelstiel, kleine Kinder fragen viel.

II. Vorlesungsverzeichnis der Universität Muri

Theologie:

Prof. Robert Eisler: Geschichte des abendländischen Paganismus von Papageno bis Paganini

ders.: Damenmantel und Badezelt

Prof. Max Scheler: Leben und Werke des hl. Johann Maria Farina

Im dogmengeschichtlichen Seminar:

Prof. A. von Harnam.: Das Osterei. Seine Vorzüge und seine Gefahren

Prof. Max Scheler: Übungen zum Konklave

Philosophie:

Prof. I. Kant: übungen über Erdmann. Von Leibniz bis Bahlsen

Prof. Bleuler/Zürich: Der Weinzwang

Im Seminar für experimentelle Psychologie:

Prof. Stumpf: Seelenmessung

Prof. Scheler: Seelenmessen

Prof. Wilamowitz-Moellendorff: Leben und Treiben der Hoflieferanten

Prof. Levison: Herrmann der Cherusker (vierstündig)

Prof. Delitzsch: Fibel und Sabel

Im historischen Seminar:

Prof. Dietrich Schäfer (gemeinsam mit Prof. Roethe, 6-8 Uhr früh): Übungen übers Brandenburger Tor

ders.: Die deutsche Frage: Chammer oder Amboß?

ders.: (für Vorgerückte) Übungen über den schwarzen Adlerorden

Im literarhistorischen Seminar:

Prof. Roethe: übungen über Fontanes Wanderungen durch Mark und Bein

Im astronomischen Seminar:

Preußens Sternhimmel. Beobachtung des Lunaparks

Im physikalischen Seminar:

Camilla Schulze: Theorie des freien Falls mit übungen im Anschluß

Prof. Sigmund Freud: Woher kommen die kleinen Kinder

ders.: Erläuterungen ausgewählter Witze

Jurisprudenz:

Im juristischen Seminar:

Einführung in die Theorie der Verschleppungstaktik

Theorie und Praxis der Beleidigung

Medizin:

Im medizinischen Seminar:

Übungen im Liquidieren


III. Auszüge aus den Mitteilungen der Akademie: Rezensionen

Theodor Däubler
Athos und die Atheisten

Seit Jahren weilt nun Däubler in Griechenland und gibt in gemessenen Abständen Rechenschaft von dem, was er gesehen und erforscht hat. Aber in der Reihe seiner Reisebücher ist keines, welches größeres Aufsehen erregen dürfte, als dieser neue Bericht vom Athos. Gewiß: nicht zum ersten Male werden uns der heilige Berg, seine Klöster und seine Mönche beschrieben. Was aber Däublers vor Fallmerayers berühmter Schilderung voraushat- von geringeren Berichterstattern zu schweigen - das ist seine aus kongenialer Erfassung geborene Kunde vom Glaubensleben der alten Zeit. Unnötig zu erläutern, wie gerade hier des Verfassers Erfahrung in verschollenen Riten, seine Kenntnis der orientalischen Mythenwelt, seine verehrungsvolle Neigung zu dem theologischen System der Gnosis sich aufs glänzendste darstellt. So ist es denn kein Spiel des Zufalles, wenn gerade ihm eine Entdeckung gelungen ist, die wie seit langem keine vorbestimmt scheint, eine an die religiösen Kämpfe verlorene Gegenwart aufhorchen zu machen. Inschriftenfragmente vom Athos, unwiderlegliche archäologische Zeugnisse, auf verwitterten Steinblöcken mit Mühe entziffert, erweisen die Atheisten - d. i. »Die vom Athos« - als eine ehemals übers ganze Gebirge verbreitete Sekte glühender Ekstatiker, allen anderen in der Bitterkeit ihrer Kasteiungen voraus, welche im XI. Jahrhundert von einem im Solde des griechischen Patriarchen Euthymios stehenden Schreiber auf Grund vulgär-griechischer, bewußt zu diesem Zwecke gefälschter, Etymologie dem Namen und der Sache nach als Gottesleugner denunziert und den Verfolgungen der Obrigkeit überliefert wurden. Dies kann, dies muß nach Däublers langjähriger entsagungsvoller Forschung, welche in den Archiven Konstantinopels den auf dem Athos freigelegten Spuren auf paläographischem Wege nachging, nun Gemeingut der Wissenschaft werden. Einen großen Namen vom Odium der leeren Freigeisterei gereinigt, den heroischen Athosmönchen der ersten christlichen Jahrhunderte ihren Ehrennamen zurückgegeben zu haben - nichts geringeres ist Däublers Leistung in seinem neuen, wissenschaftlich wie sprachlich gleichermaßen genialen Reisewerk.

Stanislaus Fieberfeld

Charles Darwin
Reise eines Naturforschers

Dies Werk, das sich gewöhnlich unter dem Titel »Ein Kampf ums Dasein« findet, liegt hier in einer entzückenden illustrierten Ausgabe vor. Besonders gelungen sind die Darstellungen des kämpfenden Naturforschers selbst.

Schriften des Vereins für Berufsberatung, Band I
Der deutsche Ehrendoktor in Wort und Bild

Das neue Unternehmen führt sich vorteilhaft ein. Wir haben hier Lebenslauf und Werdegang der deutschen Ehrendoktoren beisammen. Wenn der Verfasser in Vorschlag bringt, dem übergroßen Bürokratismus gerade auf diesem Gebiete zu steuern und anläßich der nächsten Kriegserklärung sämtliche Divisionschefs automatisch zu promovieren, so wird ihm jeder Einsichtige nur beipflichten können. Besonders zu begrüßen ist, daß das Bildermaterial fast durchweg in die frühe Säuglingszeit zurückreicht, und sind diese Bildchen auch heute noch sprechend ähnlich.

Jann Beim

Die Kirchenmaus seit Luther von ***

Gehässige Streitschrift, welche den großen Reformator für die Verarmung der Kirchenmaus verantwortlich zu machen sucht. Die Widerlegung von berufener Seite wird nicht ausbleiben.

Wilhelm Hausenstein
Der Löwenbräughel

Endlich legt man das langerwartete Resultat der Hausensteinschen Entdeckerarbeit uns vor. Und gern gestehen wir uns beim Durchblättern des stattlichen Foliobandes, daß die vorjährigen Presseberichte nicht übertrieben haben. Es war ein Großer, war ein deutscher Rousseau, der da um die Mitte des vorigen Jahrhunderts drei kleine der ältesten Säle des Löwenbräus mit seinen Fresken geschmückt hat. Und das Freibier am Feierabend ist der einzige Lohn dieses mühseligen und beladenen Kleinbürgers gewesen, der mit Visionen sich trug, welche Parallelen mit Bräughel fast aufzwingen. Sieben Bilder hat unter Hausensteins kundiger Leitung man unter der Schicht der neueren Bemalung - denn schon 1886 begann man Anstoß an den Darstellungen des namenlosen Meisters zu nehmen und ging an das übermalen - aufdecken können. Unter ihnen das gewaltigste, leider auch schadhafteste: Die Gründung Münchens. Derbe unschuldige Bauernburschen rollen durch eine öde Landschaft ein Faß. Daneben, ganz im Sinne der Primitiven, die gleichen Figuren, wie sie um das ruhende Faß bemüht sind, es anzuzapfen. Gegenüber, auf der anderen Längswand des ersten Saales, die Oktoberwiese. Auf ergreifende Art hat der Maler sich bemüht, mit Palmen, Affenbrotbäumen und Agaven die Wiese zu beleben, von der die bunten Trachten der Einheimischen sich abheben. Ein Zyklus von drei Fresken behandelt, im Nebensaale, die Dult. Den Anfang macht ein alemannischer Jahrmarkt. Unter den Stieren, Kühen, Schweinen und Ziegen, die da zusammengetrieben sind, gewahrt man, an einer Seidenschnur vom behäbigen Bauern geleitet, einen Löwen nebst Lamm. Mit Recht vermutet hier Hausenstein apokalyptische Strömungen am Werke. Dann eine Dult des Mittelalters und endlich die moderne. Hier geht der patriotische Enthusiasmus mit dem Maler durch: zwischen den Schaubuden zu beiden Seiten der Straße läßt er ein Regiment im Stechschritt passieren. Im letzten Saal das Isartal und die Frauenkirche. Diese ist im Sinne der archaischen Rettichsymbolik mit betonten Zwiebeltürmen gemalt. über den Meister selbst hat Hausenstein allzu viel nicht in Erfahrung bringen können. Desto erfreulicher, daß dessen Werk nun den Feingebildeten in die Hand kommt.

Bons

Arthur Ackermann
Robinson und sein Einfluß auf Gustav Freitag

Wie Robinson das Leben auf der einsamen Insel sich einrichtet, den Wilden Freitag zum Freunde gewinnt und in aufopfernder, liebevoller Erziehung den Dichter der »Ahnen« und der »Verlorenen Handschrift« aus dem Naturkind heranbildet, das alles faßt ein bekannter Literarhistoriker noch einmal auf Grund neuerschlossener Urkunden populär und gemeinverständlich zusammen.

Artur Kutscher
Herrschaft und Dienst

Man wird sich nach Lektüre dieser Streitschrift dem Eindruck nicht verschließen können, daß Wolters unter dem verhängnisvollen Einfluß von Stefan George die Verhältnisse im Lohnfuhrwesen schief dargestellt hat. Ein Mann der Praxis hat die dringend erforderlichen Korrekturen an diesen verstiegenen Anschauungen vorgenommen.

Christian Morgenstern
Collegium Logicum

Aus dem Nachlaß des Verfassers der »Galgenlieder« veröffentlicht man eine Reihe tiefgründiger Versuche zur modernen Logik. Hier endlich ist die öde Syllogistik des Aristoteles überwunden. Neue überraschende Schlußformen in Fülle eröffnen sich. Wir müssen uns auf einige Proben dieser Arbeit, die über alle Gebiete des Wissens sich erstreckt, beschränken. Ein Beispiel aus der Theologie:

Adam war ein Riese
Adam hatte 7 Söhne
____________________
7 x 7 = 49

Nach Adam Riese. Quod erat demonstrandum.

Ein anderes aus dem philosophischen Gebiete. Man weiß, daß Kant einen Zopf trug. Aber gerade dieser Satz spottete bisher aller Versuche einer deduktiven Herleitung. Hier greift Morgenstern ein:

Alle Indianer tragen Zöpfe
Kant war ein Indianer
_____________________
Also trug Kant einen Zopf.

Eine spekulative Deduktion der Indianer selbst mag diese Proben beschließen:

Heute rot, morgen tot
Morgenrot
___________
Rothäute.

Das Werk sei allen Lernbeflissenen empfohlen.

Anni M. Bie

Elisabeth Förster-Nietzsche
Das Leben Nietzsches Bd. VII. Bestattung und Grabpflege

Auch hier wieder die Fülle des Interessanten! Von jenen radikalen Nietzschelesern einer, dem das Grübeln über die Schriften des Philosophen die Zeit zu der Vertiefung in das Lebenswerk der Verfasserin nahm, hat sie die stadtbekannte Schwester des weltberühmten Philosophen genannt. Gewiß zu Unrecht. Aber warum fehlt hier die hübsche Anekdote, welche der Baron Friedrich von Schennis zu erzählen wußte? Solange Nietzsche lebte, habe alljährlich an seinem Geburtstag ein Festmahl die Freunde des Hauses um seine Schwester versammelt. Und sei der Nachtisch abgeräumt gewesen, so habe der violette Vorhang am obern Ende der Tafel sich geöffnet. Der kranke Nietzsche auf einem Sessel sei sichtbar geworden ...

Anni M. Bie

Ludwig Ganghofer
Feldrabbiner und Waldteufel. Gesammelte Novellen

Da haben wir denn wieder den lieben alten Satanisten! Und wie er aus so manchem schmucken Bändchen zu uns sprach, so raunt und geistert nun auch hier die Teufelei. Zumal die Dämonie des finstren Tanns ist seit dem »Freischütz« niemals glänzender gestaltet worden. Der Preis ist angesichts des Gebotenen bescheiden zu nennen.

Arthur Ackermann

Camilla Schulze
Theorie des freien Falls mit Übungen im Anschluß

Die namhafte Privatdozentin für Physik veröffentlicht hiermit einen Abriß ihrer Vorlesungen.

Theodor Fontane
Wanderungen durch Mark und Bein,
herausgegeben von Gustav Roethe

Endlich erscheint das berühmte Werk in ganzer Ausdehnung und unter seinem vollständigen Titel. Besonders wertvoll ist die Darlegung des ursprünglichen Wortlauts durch den Herausgeber, eine neue Probe seines durchdringenden Organs.

Heylsches Kochbuch. Neu herausgegeben von Helene Züllich.
Mit Anhang der Herausgeberin

Von höchstem Interesse der Anhang der Herausgeberin. Großmutter, Tanten, Schwiegermutter und fünf Neffen in vorzüglichen Photographien.

Martin Luther
Briefe an seinen lieben Sohn Hänsgen. Deutsch von Rudolf Borchardt

Die Militärmusik der Gegenwart in Selbstdarstellungen

Der Verlag legt hiermit ein Pendant der rühmlichst bekannten »Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen« vor. Jeweils ein Militärkapellmeister entspricht einem jeden unserer großen Systematiker. Alles in allem ein höchst glücklicher Weg zur Neugestaltung unseres synthetischen Weltbildes.

Hochschul-Porter

Wir erhalten unter diesem Titel eine vorzügliche Auswahl von Aphorismen deutscher Hochschullehrer zur Politik.

*** Von Leibniz bis Bahlsen

Die neue Werbepackung der geschätzten Kakesfabrik mit Nachbildung der Philosophen in Bäckerei. Bei Schopenhauer wäre - angesichts des ausgesprochenen Pessimismus - Schokoladenguß am Platze gewesen.

Wilhelm Hausenstein
Geschichte der italienischen Malerei von den Anfängen bis Stradivari

Ein wahrer Generalbaß der italienischen Kunstgeschichte. Auf dem Umschlag ist ein neuaufgefundnes Altarbild Tartinis wiedergegeben