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Vaterherz, kalt garniert

Dem Programmheft der Erstaufführung von Carl Zuckmayers »Katharina Knie« im Lessing-Theater lag u. a. eine Probeseite aus dem bekannten Heyischen Kochbuch bei, das nun, den endlich wieder stabilisierten Verhältnissen Rechnung tragend, von neuem in der völlig unveränderten Vorkriegsausgabe erschienen ist. Wir freuen uns, dieser Probeseite den nachstehenden Abdruck entnehmen zu können:

Man nehme ein nicht mehr allzu junges Vaterherz, schneide dasselbe in 4 aktlange Scheibchen, lege sie sauber auf einen Gemeinplatz, schlage sie längere Zeit breit, röste sie sodann (am besten mit W. von Heimburgs Back- und Bratfett »Alles in Butter«) auf kleinem Feuer und übergieße sie dabei fleißig mit einem Viertelliter heißer Tränen. Inzwischen hat man einen Backfisch sorgfältig abgeschuppt, das Innere und besonders das Gehirn sauber entfernt und das Fischlein auf allen Seiten knusprig abgebräunt (Fisch- und Bratenwender »Prachtmädel«). Man verarbeitet nun das alles zu einer Masse und preßt sie in einem schneeweißen Linnen, bis der letzte Rest Handlung abgetropft ist. Zum Schluß wird das Ganze mit einem Päckchen Gelatine »'s Badener Ländle« angerührt, mit einer Lage Streuzucker Marke »Sternennacht« überstäubt und das schmackhafte Gericht (bekanntlich eine Leibspeise des seligen Ludwig Pietsch) in einer Gartenlaube serviert. Als Garnierung verwende man die herbstlichen Blätter eines immer noch fröhlichen Weinbergs.

Für getreue Kopie:

Walter Benjamin