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Göttliche Grobheit

Göttliche Grobheit wurde ein von Friedrich Schlegel provoziertes, alsbald gegen die Romantiker selbst ausgespieltes Hohnwort. Schlegel schrieb 1799 in seiner „Lucinde“ (Reclam) S. 11: „Es liege ursprünglich und wesentlich in der Natur des Mannes ein gewisser töpelhafter Enthusiasmus, der gern mit allem Zarten und Heiligen herausplatzt, nicht Selten über seinen eigenen treuherzigen Eifer ungeschickter Weise hinstürzt und mit einem Worte leicht bis zur Grobheit göttlich ist.“ Wie sehr diese Stelle einschlug, zeigt gleich die Scharse Auslassung Schillers an Goethe in einem Briefe vom 19. Juli 1799: „Er (Friedr. Schlegel) bildet sich ein, eine heiße unendliche Liebesfähigkeit mit einem entsetzlichen Witz zu vereinigen, und, nachdem er sich so konstituiert hat, erlaubt er sich alles, und die Frechheit erklärt er selbst für seine Göttin.“ Siehe auch Büchmann S. 264 f. und Gomberts Belege in der ZfdW. 3, 176 f. Dieser erinnert zunächst an die verwandte Wendung Schlegels von der „erhabenen Frechheit“ (1797) und verweist weiter auf die Zeitung f. d. eleg. Welt 1801, 327: „Wenns eine göttliche Grobheit gibt, kanns ja wohl auch eine göttliche Dummheit geben;“ ferner aus Eberhards Anspielung auf die „vergötternde Arroganz“ schwindelnder Jünglinge (1803) und aus Seumes Wendung von „der neuen Schule der göttlichen Grobheit“ (1806).

Ich erinnere noch an Kotzebue 14, 253 (1803), wo der Graf den Vorwurf der Unverschämtheit mit der souveränen Hindeutung zurückweist: „So nennen gemeine Seelen die göttliche Frechheit.“ Vgl. Baggesen, der im Karfunkel oder Klingklingel-Almanach (1810) aus S. 10 eigens anmerkt: „Unter grob verstehen wir die göttliche Grobheit, nicht jene plumpe, gemeine.“ Desgl. bezeugt K. Rosenkranz 1838 in den Hallischen Jahrbüchern S. 1259 „die so berüchtigt gewordene „göttliche Grobheit“ der Schlegel“. — „Von der gottähnlichen Kunst der Faulheit“ spricht Schlegel in der „Lucinde“ S. 26.