Vertierte Söldlinge
Vertierte Söldlinge findet sich als demokratisches Scheltwort nach Gomberts Nachweis ZfdW. 3, 155 zuerst in einer Kundgebung der Revolutionäre Hecker und Struve vom 29. April 1848, und zwar mit Beziehung aus das unglückliche Gefecht bei Dossenbach: „Eine Übermacht von vertierten und aus der Ferne herbeigezogenen Söldlingen ( das heißt: hessischen und württembergischen Heeresabteilungen!) hat in Baden die republikanischen Waffen einstweilen niedergeschlagen und dem Volk das ihm verhaßte Fürstenregiment wieder abgezwungen.“ Gegen dieses vielgebrauchte Schimpfwort opponiert Gust. Kühne S. 220 in einem Brief an Heinrich König (vom Sept. 1848) sehr energisch: „Diese als „vertierte Söldlinge“ verschrienen Brüder sind uns willkommen gegen die ehrlosen Räuberhorden und Barrikadenhelden, die sich Demokraten nennen.“
Die Umprägung zum Kraftausdruck von der vertierten Soldateska ist nach Sebast. Brunners Zeugnis (Zwei Buschmänner, Paderborn 1891, S. 53) auf Kurandas Konto zu setzen. Sie lag allerdings bei dem gehässigen Beigeschmack, den das Wort Soldateska seit dem 18. Jahrhundert schon hatte, nahe genug. Schiller gebraucht 7, 220 (1792) sowohl den Ausdruck „gesetzlose Soldatesta“ wie S. 359 entsprechend „zügellose Soldateska“. Die Variante obigen Schlagwortes begegnet z. B. in einem Berliner Stimmungsbericht des Stuttg. Morgenblatts (vom 15. Nov. 1848), wo es S. 1093 heißt: „Weil er so fest an der Tradition hielt, ward der preußische Soldat in den ersten Monaten nach der Revolution von den Radikalen kaum anders genannt als Bluthund, Bauerlümmel, Wutschnaubende, vertierte Soldateska, Henkersknechte.“ Danach Büchmann S. 633 f., obwohl der Ausdruck im Grunde nicht den Geflügelten Worten beizuzählen ist.