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Baumwollwatte

Baumwollwatte. Sie ist ein ausgezeichnetes Hilfsmittel bei frischen Verbrennungen, die damit hinreichend bedeckt werden müssen. Es wird dadurch der Zutritt der Luft abgehalten und der Schmerz verschwindet sehr schnell. Osiander (a. a. O. p. 604) teilt aus der Preuss. Staatszeitung Folgendes darüber mit: „Ein sechsjähriges Kind übergoss sich Brust und Gesicht mit kochend heißer Suppe. Man belegte augenblicklich die beschädigten Stellen mit genannter Watte, worauf binnen wenigen Minuten die Schmerzen nachließen.“ Ich habe mit demselben günstigen Erfolg dieses Hausmittel gegen Verbrennungen ersten und zweiten Grades sehr häufig verordnet. Zu bemerken dabei ist:

1) dass man, nur die großen, nicht die kleinen Brandblasen vor der Applikation der Baumwolle zu öffnen hat;

2) dass man diese fingerdick und fest auflegt;

3) dass man dieselbe ruhig bis zur Heilung liegen lässt, — denn nichts wäre widersinniger und dem eigentlichen Zwecke entgegengesetzter, als tägliche Erneuerung. Man hat nur dahin zu sehen, dass auf die einzelnen, durch Serum oder Eiter feucht gewordenen Stellen der Baumwolle jeden Tag etwas frische Watte übergelegt werde, worin die Flüssigkeit ziehen kann. —

Bei Individuen mit guten Säften fällt die Baumwolle gewöhnlich den fünften bis neunten Tag ab und die dadurch entblößte Hautstelle zeigt sich völlig gesund. — Sind schon mehrere Tage nach der Verbrennung verflossen, so hilft die Baumwolle wenig. Hier sind die Salben von Alaun u. a. m. vorzuziehen. (S. Alaunsalbe). Hat man bei frischen Verbrennungen keine Baumwolle zur Hand, so stillt nichts schneller den Schmerz als Kreosotwasser, mit Läppchen öfters übergeschlagen. Gegen Blutungen aus den weiblichen Genitalien ist die Baumwollwatte auch ein gutes Hausmittel. (S. blutstillende Mittel.)

Gegen akute, rheumatische Zahn- und Gliederschmerzen, sowie gegen solche Bräune nützt Baumwollwatte, erwärmt und mit gewöhnlichem Räucherpulver durchräuchert, auf den Teil gelegt und einige Tage, täglich zweimal frisch durchräuchert, dies fortgesetzt. Auch bedienen sich zu gleichem Zwecke unsere Schiffer des sogenannten Schiffswergs, gewonnen von alten, stark geteerten, unbrauchbar gewordenen Schiffstauen. Ein russisches Volksmittel ist auch das Kraut von Convallaria polygonatum, welches man auf das rheumatische Glied legt (s. Osiander l. c. p. 144); ferner die durch Einschnitte gewonnene Gallerte des Fliegenschwamms (s. Schwämme, giftige). In Mähren und Böhmen legt man grobes, haariges Löschpapier, mit Gänsefett getränkt, und dann mit einer großen Stecknadel dicht durchstochen, Kindern, welche an Heiserkeit und ähnlichen katarrhalischen Zufällen leiden, warm auf Brust und Hals. Das Mittel wirkt fast immer rotmachend und bringt nicht selten einen frieselähnlichen Ausschlag und damit Besserung hervor, (v. Berchtold in Weitenweber’s Beiträgen 1838 S. 213). Unsere Landleute schätzen gegen lokale Rheumatismen besonders hoch die schmierige, ungewaschene und ungesponnene kurze Schafwolle, welche sie mit sogenanntem Wachskuchen oder Wachsballen (d. i. der feste Rest von den Zellen der Bienen, nachdem der Honig ausgeflossen und den Zellen durch Erwärmen und Auspressen das Wachs genommen worden) — durchräuchern, den kranken Teil damit bedecken und dieses zwei- bis dreimal täglich wiederholen. Das Mittel leistet recht gute Dienste. — Die baumwollenen Zeuge hält der Landmann bei uns für nachteilig zum Verbinden von Wunden und Geschwüren, indem er glaubt, dass dadurch der leidende Teil zu sehr gereizt oder erhitzt werde. Man zieht deshalb leinene Lumpen vor. Ich habe indessen keine solche Nachteile von baumwollener Charpie und solchen Verbandstücken gesehen, wenn diese sonst von gutem, rein gewaschenem, weißem Zeug verfertigt worden waren.