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Brennnessel

Brennnessel (Urtica urens L.). Der unreife, sowie der reife Same der Brennnessel wird mit Branntwein gegen kalte Fieber vom Landvolk gebraucht, wo man einen Esslöffel voll kurz vor dem Anfall nimmt. Ein Esslöffel voll desselben in gebrannter Mehlsuppe wird auch gegen Durchfall gelobt (S. Boababfrüchte), eine Abkochung von dem Kraut gegen Mutterblutsturz (S. Blutstillende Mittel). Der frisch ausgepresste Saft wird gegen alte, zähe Schleimanhäufiing im Magen, in den Gedärmen und gegen Lungenverschleimung mit Nutzen gebraucht. Die großblühende Brennnessel ist ein sehr wirksames Mittel gegen Lungensucht (S. Andorn, weißer. S. 14).

Als äußerliches Reizmittel, um gelähmten Teilen durch Aufregung der niedergedrückten Lebenstätigkeit wieder hinreichende Nervenkraft, Empfindung und Bewegung zu geben, ist das tägliche Peitschen derselben mit Brennnesseln (Urticatio) ein sehr wirksames, auch von Ärzten viel gerühmtes Hausmittel. Man peitscht das Glied täglich ein- bis zweimal mit frischen Brennnesseln, bis es rot wird, bis brennendes Gefühl und Quaddelnbildung bemerkt wird. Auch als derivierendes Mittel dient die Urtikation. Bei einem jungen Frauenzimmer, welches durch Erkältung den so qualvollen und schwer zu heilenden Gesichtsschmerz (Prosopalgia, Tic douleureux) bekommen hatte und beständig an kalten Füßen litt, wandte man das Peitschen der Füße bis zu den Knien mit Brennnesseln an, und der Erfolg war sehr günstig (S. Oslander 1. c. p. 32). Bei einem 24jährigen Mädchen, welches nach plötzlich verschwundener Rose (Erysipelas) von furchtbarer Brustbeklemmung befallen wurde, ließ Dr. Spiritus die Brust- und Magengegend, die Hände und Füße mit Nesseln peitschen, worauf Alles bald besser wurde und die Beklemmung sich verlor (Rust’s Magazin, Bd. 15. 1823. S. 334).

Bei bejahrten Männern, welche an krampfhafter Harnverhaltung leiden, hat man den Hintern stark mit Brennnesseln gepeitscht, und der Harn kam bald in Fluss (ein niederdeutsches Volksmittel).