Beifuss
Beifuss, gemeiner (Artemisia vulgaris L.). Die Wurzel dieser bei uns wildwachsenden Pflanze (Radix Artemisiae vulgaris) war schon in früheren Zeiten als Mittel gegen Epilepsie empfohlen und aufs Neue von Burdach (Hufeland’s Journal 1824 St. 4) dagegen gelobt und so der Vergessenheit entrissen. Man sammelt die Wurzel im Oktober oder im Frühling, wählt nur die an der Stammwurzel sitzenden kaum halmdicken Fibrillen, trocknet sie im Schatten, pulverisiert sie und gibt davon Erwachsenen kurz vor oder bald nach dem Anfalle einen gehäuften Teelöffel voll mit warmem, schwachem Bier ein. Man lässt darauf das Pulver noch einige Zeit einen Tag um den andern nehmen und den ausbrechenden Schweiß im Bette abwarten.
Bei den leichten Epilepsien junger Leute, d. i. bei jenen, wo die Anfälle täglich oder alle zwei bis drei Tage kommen und kein bedeutender Blutandrang zum Kopfe, auch nur geringe oder gar keine Schlummersucht nach dem Anfall zu bemerken ist, leistet sie die beste Hilfe, bei alten Epilepsien Erwachsener dagegen vermag sie, nach meinen Erfahrungen, das Übel wohl zu mindern, aber nicht gründlich zu heilen. Bei den Krämpfen der Säuglinge (Eclampsia) während des Zahnens ist aber die Beifusswurzel ein ausgezeichnetes Mittel. Man gibt alle halbe bis eine Stunde ein bis drei Gran mit Zucker. Das Kraut dieses Gewächses heißt auch Jungfern- oder Weiberkraut, weil es, als Tee bereitet, gegen verhaltene und unterdrückte Regeln, gegen Magenkrampf, Bleichsucht, chronisches Erbrechen und Hysterie sich sehr hilfreich gezeigt hat. (Vgl. auch Andorn, weißer, und Eichenmistel).