Kalte Begießungen
Begießungen, kalte. Noch wohltätiger als die Bähungen (s. d.) und Waschungen mit kaltem Wasser, und durch den eigentümlichen und plötzlichen Eindruck der Kälte weit kräftiger wirken die kalten Begießungen oder Sturzbäder über den Kopf und den ganzen Körper. Man hat sie besonders nützlich und lebensrettend gefunden:
1) In der gefährlichen, mit Ohnmachten und Krämpfen auftretenden Form des nervösen Scharlachs, der Masern und Pocken.
2) Im schlimmsten Stadium der häutigen Bräune, wo alle Hoffnung zur Lebensrettung verloren schien.
3) Bei dem Blutandrang zum Kopf und den apoplektischen, schlafsüchtigen Zufällen aller durch Opium, Belladonna, Stechapfel u. a. betäubende Pflanzenstoffe Vergifteten, bei Personen, welche durch Berauschung an ähnlichen gefährlichen Zufällen leiden.
4) Bei dem hitzigen und langwierigen Wasserkopf der Kinder. Heim ließ im letztern Falle Monate lang den Kindern täglich ein- bis zweimal zwei bis drei Maß kaltes Wasser auf den Kopf gießen und versichert, dass der Kranke dadurch allein genesen sei. Am besten ist es, wenn die Wärterin das Kind quer über den Schoss legt, den Kopf niedrig, das Gesicht nach unten; alsdann wird ein Gefäß untergestellt und das kalte Wasser ein bis zwei Fuß hoch über dem Kopf aufs Hinterhaupt gegossen, dann der Kopf warm abgerieben und das Kind aufs Lager gebracht. — Bei schlimmem Scharlach u. s. w. habe ich die entkleideten Kranken in ein warmes Bad bringen und alle zwei bis fünf Minuten einen halben Eimer kaltes Wasser drei- bis fünfmal über Kopf und Rücken gießen lassen. Alsdann wurde der Kranke mit erwärmtem Flanell frottiert und bei mäßiger Zimmertemperatur zu Bett gebracht. Meist folgte ein wohltätiger Schweiß und der Kranke war gerettet.