Brandsalben
Brandsalben. Sehr gute Salben gegen Verbrennungen sind die aus Alaun und Blei (s. oben Alaunsalbe und Blei). Berücksichtigung verdient aber der Grad der Verbrennung und der Umstand, ob das Übel frisch oder alt ist. Das erste und großeste Mittel bei allen Graden frischer Verbrennung ist das kalte Wasser. Man bringt das verbrannte Glied in ein großes Gefäß recht kalten, frischen Wassers, worin man im Winter noch obendrein Eis oder Schnee wirft; erlaubt es der Teil nicht, so mache man kalte Umschläge von Wasser, Schnee u. s. w. (S. Bähungen). Ist nur ein kleiner Teil, z. B. ein Finger verbrannt, oder ein Teil der Hand, so ist, wenn sich keine Blasen gebildet haben, das Kreosotwasser oder auch reiner Alkohol das vorzüglichste Mittel. Man befeuchtet damit Kompressen und legt sie alle zehn Minuten frisch über. Die Schmerzen verschwinden bald, und oft ist schon binnen 24 Stunden Alles geheilt. Eben so vortrefflich wirkt der Copaiva-Balsam gegen frische Verbrennungen im ersten Grade. Man streicht ihn mittels eines Federbarts dick auf. — Sind aber Blasen da, so öffne man stets nur die großen und lasse die kleinen ungeöffnet, verbinde alsdann mit der Alaunsalbe (s. d.), oder mit Hufeland’s Brandsalbe, Sie besteht aus folgender Mischung:
Nr. 41. Nimm: frisches Leinöl, Eiweiß und Milchrahm, zu gleichen Teilen, rühre es stark durch einander und verbinde damit. Chaumet u. A. empfehlen hier das sehr wirksame Carronoil. Dasselbe ist dieses:
Nr. 42. Nimm: Leinöl und Kalkwasser zu gleichen Teilen, vermische es, und lege es mit Leinwandläppchen öfters auf.
Besser, als das leicht austrocknende Leinöl ist liier das Baumöl, und zwar in folgender Verbindung:
Nr. 43. Nimm: Alaunpulver, eine Drachme, Baumöl, zwei Lot, und das Weisse von einem Eic. Man rührt Alles stark durch und legt davon vier bis sechs Mal täglich, auf Leinwand gestrichen, auf die Verbrennung. — Dr. Lohse (Med. Vereinszeitung, Berlin 1839 Nr. 39) lobt ganz vorzüglich folgende Brandsalbe:
Nr. 44. Nimm: pulverisiertes Traganth-Gummi, zwei Quäntchen, Bieressig (nicht Weinessig) zwei Pfund; lass die Masse so lange kochen, bis sie etwas verdampft und schleimig geworden ist. Mit diesem Umschlage werden Leinwandläppchen angefeuchtet und auf den verbrannten Teil gelegt. Es hört aller Schmerz vom Augenblick der Anwendung auf, und die Brandstellen sind nicht selten schon nach 36—48 Stunden trocken. Man muss aber die Läppchen, sobald diese trocken geworden, öfterer des Tages mit der Salbe wieder anfeuchten. —
Ein ähnlich wirkendes Mittel, welches ich von Tischlern kennen lernte und welches gleich wirksam gegen Verbrennung, als gegen Frostbeulen sich erprobte, ist warmgemachter Tischlerleim, welcher dick über den leidenden Teil gepinselt wird, desgleichen warmgemachter Mehlbrei, mit Leinöl und ungesalzener Butter vermischt, — oder auch eine Salbe aus frisch geriebenen Kartoffeln, geschabter Kreide und Leinöl. Endlich gehören noch folgende Hausmittel hieher: frisch geschabte Kartoffeln, noch besser solche Mohrrüben, faule Äpfel, Gassenkot, Tinte, eine Mischung aus gleichen Teilen Öl und Essig, stark in einer Flasche geschüttelt, reines Fett u. a. m., die schon deshalb, weil sie schnell zu haben sind, und augenblicklich die Schmerzen mindern, genannt werden müssen. — Ein französisches Volksmittel ist Froschlaich, zum Auflegen auf Verbrennungen, ein niedersächsisches die innere Rinde von frischen Lindenzweigen, mit Wasser zu einem Schleim geschlagen, — ein englisches: reiner Essig, wodurch auch schlimme Narben verhütet werden sollen (Osiander I. c. p. 604).
Rust’s Brandsalbe besteht aus Butter, Eidotter und Leinöl, Stahl’s Brandsalbe aus gleichen Teilen Butter und gelbem Wachs. — Gegen den Sonnenbrand, gegen die Röte und Entzündung des Gesichts, der Hände etc., durch Sonnenstich ist zuerst Milchrahm, später Baumöl anzuraten. Zur Verhütung dieses Übels dient Unschlitt, womit Lieutenant Brand auf seiner Reise über die Cordilleren Gesicht, Nase etc. einrieb. (S. Osiander p. 606) Ist ein großer Teil des Körpers, z. B. bei Feuersbrünsten, verbrannt, so entkleide man den Menschen vorsichtig, schneide die Kleider vom Leibe, damit die Oberhaut nicht mit abgezogen wird, und setze ihn nackend in ein kaltes Wasserbad; noch besser ist ein Bad aus kaltem Wasser und dicker saurer Milch, oder aus Wasser, worin zwei bis vier Lot Alaun aufgelöst worden sind. In diesem Bad muss er ein bis zwei Stunden und länger verweilen. Erneueren sich später die Schmerzen, so ist mäßig erwärmter Weingeist anfangs überzuschlagen. Innere Mittel sind hier stets notwendig, daher der Arzt zu Rate gezogen werden muss. Vor Ankunft desselben gebe man dem Kranken nur kühlende Getränke: viel kaltes Wasser, Limonade Cremor tartari.
Ist Jemanden in der Schmiede oder sonst wo ein Funken ins Auge gesprungen, so bleiben Umschläge von recht kaltem Wasser das erste und beste Hilfsmittel.