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Blut

Blut (Sanguis). Sowohl im Altertum als auch in unserer Zeit wird als Volksmittel warmes frisches Menschen- und Tierblut gegen verschiedene hartnäckige Hautleiden, Wasserscheu u. s. w. gerühmt. Im Mittelalter schrieb man dem Blute unschuldiger Kinder und Jungfrauen, wenn diese aus eigenem, freiwilligem Antriebe für den Kranken sich opfern wollten, große Heilkräfte gegen den morgenländischen Aussatz zu. Der Patient musste sich darin baden (Blutbad). — Das noch warme Blut vom hingerichteten armen Sünder wird im Westfälischen und Hannoverschen von Fallsüchtigen gern aufgefangen und getrunken. Einigen hat es geholfen, bei andern Kranken verschlimmerte es ihr Übel. (Most.)

Ein französisches Volkmittel gegen Hornhautflecke ist Blut aus dem Flügel einer jungen Taube, welches man ins kranke Auge bringt. (S. Osiander a. a. O. S. 374). Das noch warme Blut so eben geschlachteter Ochsen, Hühner, Tauben u. s. w. war als Schönheitsmittel (s. d. Artikel) schon im Altertum bekannt. Neuerdings ist frisches Tierblut zur Verhütung und Heilung der Wasserscheu von Ziegler (über Hundswut, Blutdurst u. s. w., 1820) empfohlen worden. Rittmeister (Hufeland’s Journal, Bd. 52, S. 2) bestätigt die gute Wirkung in 30 Fällen. Er gibt eine halbe Tasse voll warmes Blut von einem eben geschlachteten Huhn und setzt, damit es nicht gerinne, etwas Essig, Wein oder Branntwein hinzu, welche Dosis der Kranke in den ersten drei Tagen täglich einmal, in der zweiten, dritten und vierten Woche wöchentlich einmal nimmt. Dabei muss die Bisswunde zweckmäßig behandelt und in Eiterung gesetzt, auch wochenlang darin erhalten werden. (S. Salzburg. med.-chir. Zeitung 1S27. Nr. 22 u. Anhang I. A.)