Chardin, Jean Baptist Siméon, geb. 1699 zu Paris, gest. daselbst 1779, erhielt seinen ersten Unterricht in der Malerei bei Cazes und trat hernach in das Atelier von Noel Coypel, der ihn die Nebendinge in seinen Bildern ausführen ließ, wodurch er, auf die unmittelbare Nachahmung der Natur angewiesen, plötzlich auch hierin seinen eigentlichen Beruf erkannte. Er begann nun zunächst mit Bildern von leblosen Tieren und Stillleben, in denen er eine solche Naturwahrheit erreichte, dass seine Arbeiten für Gemälde alter niederländischer Meister gehalten wurden. Erst von 1737 an beschäftigte er sich dann auch mit der Ausführung von Genrebildern und seine ersten Versuche darin fielen gleich so glücklich aus dass Darstellungen solcher Art von nun an seine meiste Zeit in Anspruch nahmen. Die meisten seiner Bilder bestehen demnach in Porträts, Blumen- und Küchenstücken, vorzüglich aber in Szenen, welche dem Familienleben angehören. Er entnahm diese seiner nächsten Umgebung und wusste sie mit einer solchen Unbefangenheit und Naivität, mit einer solchen Innigkeit und Gemütlichkeit und in so lebensvoller, harmonischer Weise zu behandeln, dass er den vorzüglichsten holländischen Meistern derselben Richtung sehr nahe steht, und in einer Zeit, wo die Kunst gänzlicher Verbildung verfallen war, eine doppelt wohltuende Erscheinung bildet. Sie zeichnen sich durch die Wahrheit des Ausdrucks, das Verständnis des Helldunkels, durch den markigen und sichern Vortrag aus. Im Louvre zu Paris sieht man mehrere treffliche Bilder von ihm.