Ölfarben

Ölfarben. (Malerei) Farben zum Malen, die mit Öl vermischt und dadurch zum Auftragen mit dem Pinsel tüchtig gemacht werden. In den ältern Zeiten wurden die Farben zur Malerei mit Wasser angemacht; die Ölfarben sind im Anfang des XV. Jahrhunderts von van Eyk erfunden und jetzt zu allen großen Gemälden auf Leinwand oder Holz beständig im Gebrauch.

Diese Farben haben vor den Wasserfarben beträchtliche Vorteile, sowohl zur Bearbeitung des Gemäldes als zu seiner Wirkung. Wenn die Ölfarbe einmal angetrocknet ist, so lößt sie sich nicht leicht wieder auf, daher kann eine Stelle, so oft der Maler will, übermalt werden. Durch öfters übermalen aber kann die beste Harmonie und die höchste Wirkung der Farbe leichter erhalten werden als wenn man die Farben einmal muss stehen lassen, wie sie zuerst aufgetragen worden sind. Auch können Ölfarben übereinander gesetzt werden, dass die untere durchscheint [s. Lasieren], ein wichtiger Vorteil, den die Wasserfarben nicht haben. Endlich, da die Ölfarbe zähe ist und nahe aneinander gelegte Tinten nicht ineinander fließen, so kann der Maler sowohl eine bessere Mischung als eine bequemere Nebeneinandersetzung der Farben in Ölfarben erreichen als in Wasserfarben. Da sich im Trocknen die Farbe nicht ändert, wie die Wasserfarben, so hat der Maler den Vorteil, dass er immer seine Farbe während der Arbeit beurteilen kann.

Die Wirkung der Gemälde in Ölfarben hat einige Vorzüge vor allen anderen Arten. Die Farben sind zwar etwas dunkler, aber glänzender als in Wasserfarben; man erreicht in Ölfarben den Schmelz, womit die Natur viele Gegenstände bestreut, das sanfte duftige Wesen, wodurch sie ihren Landschaften den größten Reiz gibt; das Durchsichtige der Schatten und das Ineinanderfließende der Farben.

Hingegen hat die Ölfarbe auch das Nachteilige des Schimmers vom auffallenden Licht, welcher macht, dass man von gewissen Stellen das Gemälde nicht gut sehen kann. Die hellesten Stellen werden dunkler als in der Natur und alles gerät durch die Länge der Zeit in eine verderbliche Gährung, da das Öl gelb wird und alle helle Tinten ansteckt. Man meint, dass große Koloristen durch eine gute Bearbeitung diesem vorbeugen können. Aber welches Öl wird nicht zuletzt gelb? Endlich haben die Ölfarben auch diesen Nachteil, dass der Staub sich fester an sie ansetzt und, wenn er einmal auf der Farbe eingetrocknet ist, ohne Hoffnung der Reinigung darin bleibt. Wiewohl man diesem zuvorkommen kann, wenn das Gemälde mit Eierweiß überzogen wird.

Man nimmt allgemein Nußöl oder Mahnöl, weil diese trocknen, da viel andere gepreßte Öle niemals austrocknen. Zu einigen Farben, die schwerer trocknen, nimmt man in der Bearbeitung Firnis, der auch überhaupt dem Öle mehr oder weniger beigemischt wird. Die Farben, denen der Firnis am notwendigsten ist, sind Ultramarin, Lack, Schüttgelb und das Schwarze. 


 © textlog.de 2004 • 22.11.2024 15:53:12 •
Seite zuletzt aktualisiert: 23.10.2004 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright  A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  Z