Öffnungen. (Baukunst) Unter dieser allgemeinen Benennung begreifen wir Portale, Türen und Fenster der Gebäude. Sie dienen bloß zur Notdurft und Beqäumlichkeit; weil sie aber an den Außenseiten, besonders nach der heutigen Bauart sehr ins Auge fallen und als Teile erscheinen, deren Menge, Stellung, Größe, Form und Verzierung, einen beträchtlichen Einfluss auf das gute oder schlechte Ansehen der Gebäude hat, so ist sehr nötig, dass dabei alles mit guter Überlegung und Geschmack angeordnet werde.
In Ansehung der Menge der Öffnungen erfordert der gute Geschmack, dass eine Außenseite nicht mehr leeres als volles oder nicht mehr Öffnungen als feste Teile habe, damit nicht das Gebäude das Ansehen der Festigkeit verliere und wie eine Laterne aussehe. Es fällt allemal besser ins Aug, wenn man mehr Mauer als Öffnungen sieht. Die Austeilung der Öffnungen muss nach den Regeln der Symmetrie geschehen; einzele als Türen oder Portale, kommen in die Mitte, die gleichen, auf ähnliche Stellen. Notwendig ist es, dass übereinanderstehende Öffnungen, wie die Fenster mehrer Geschosse, auf das genaueste über einander und die in einem Geschoß, genau in einer waagerechten Linie nebeneinander gestellt seien.
Ihre Form ist am gefälligsten, wenn sie viereckig und wenn die Höhe das doppelte Maß der Breite hat. Öffnungen mit Bogen geschlossen, sollten nirgend sein als wo sie der Wölbung halber notwendig sind. Ein feines Auge wird durch Fenster mit rundem Sturz, zumal wenn er einen vollen Bogen macht, allemal beleidiget und diese Rundungen verursachen gegen die an einem Gebäude überall sich durchkreuzenden geraden Linien allemal unangenehme spize Winkel. Noch mehr wird das Auge beleidiget, wenn mitten in einer Reihe vierekichter Öffnungen eine mit einem runden Sturz steht, wie in den meisten neueren Wohnhäusern in Berlin, da die Hausthüren zwischen vierekichten Fenstern, rund sind. Dadurch wird die Tür niedriger oder höher als die Fenster, welches ungemein beleidigend ist.
Höchst notwendig ist es, dass jede Öffnung ihre wohl in die Augen fallende Einfassung habe, damit sie als etwas überlegtes und richtig abgemessenes erscheine. Denn ohne Einfassung ist sie wie ein Loch, das größer oder kleiner kann gemacht werden: die Einfassung aber zeigt, dass die Öffnung etwas vollendetes und Ganzes sei [s. Ganz]. Von der Art der Einfassung ist in anderen Artikeln gesprochen worden [s. Fenster, Türen]. Überhaupt ist das Einfache hierbei dem reichen und verzierten vorzuziehen. Türen und Fenster mit Giebeln haben allemal etwas unangenehmes und machen an den Außenseiten eine Menge unangenehmer Winkel.