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II. [Das psychologische Auswachsen der Mittel zu Zwecken; das Geld als extremstes Beispiel]

 

Die seelischen Energien nun, die die eine und die andere Art der Werte und Zwecke setzen, sind sehr verschiedener Natur. Die Kreierung eines Endzwecks ist unter allen Umständen nur durch eine spontane Willenstat möglich, während einem Mittel sein relativer Wert ebenso unbedingt nur vermittels theoretischer Erkenntnis zuerkannt werden kann. Die Setzung des Zieles erfolgt aus dem Charakter, der Stimmung, dem Interesse; den Weg aber schreibt uns die Natur der Dinge vor; die Formel, die über so viele Lebensverhältnisse mächtig ist: daß das Erste uns freisteht und wir beim Zweiten Knechte sind, gilt deshalb nirgends ausgedehnter als auf dem teleologischen Gebiet. Allein diese Entgegengesetztheit, in der sich das sehr mannigfaltige Verhältnis unserer inneren Kräfte zum objektiven Sein offenbart, verhindert keineswegs, daß einer und derselbe Inhalt aus der einen Kategorie in die andere übertrete. Gerade die Spontaneität der Endzwecksetzung, zusammen mit der Tatsache, daß die Mittel psychologisch an dem Werte ihres Zieles teilhaben, ermöglicht die Erscheinung, daß das Mittel für unser Bewußtsein völlig den Charakter eines definitiven, für sich befriedigenden Wertes annehmen kann. Obgleich dies nur durch die Unabhängigkeit der letzten Willensinstanz in uns von aller verstandesmäßigen logischen Begründung möglich ist, so kann die Tatsache selbst, so sehr sie der Zweckmäßigkeit zuwiderzulaufen scheint, derselben dennoch dienen. Es ist nämlich keineswegs ausgemacht, kann vielmehr nur bei ganz flüchtigem Hinsehen gelten, daß wir unsere Zwecke am besten erreichen, wenn sie uns am klarsten als solche bewußt sind. So schwierig und unvollkommen nämlich der Begriff des »unbewußten Zweckes« auch sei - die damit ausgedrückte Tatsache: daß unser Handeln in der genauesten Anpassung an gewisse Endziele verläuft und ohne irgendwelche Wirksamkeit derselben völlig unverständlich ist, während in unserem Bewußtsein von ihrer Wirksamkeit nichts zu finden ist - diese Tatsache wiederholt sich so unendlich oft und so unsere ganze Daseinsart bestimmend, daß wir eine besondere Bezeichnung für sie gar nicht entbehren können. Wir müßten sie nur mit dem Ausdruck des unbewußten Zweckes nicht erklärt, sondern nur benannt haben wollen. Das Problem wird durchsichtiger, wenn wir uns das Selbstverständliche immer vor Augen halten, daß unser Handeln nie durch einen Zweck als durch etwas, was sein wird, verursacht ist, sondern immer nur durch ihn als eine physisch-psychische Energie, die vor dem Handeln besteht. Daraufhin läßt sich nun der folgende Sachverhalt vermuten. Unsere gesamten Betätigungen werden einerseits durch zentrale, aus unserem innerlichsten Ich entspringende Kräfte, andrerseits durch die Zufälligkeiten von Sinneseindrücken, Launen, äußeren Anregungen und Bedingtheiten gelenkt, und zwar in sehr mannigfaltigen Mischungen beider. Unser Handeln ist in demselben Maß zweckmäßiger, in dem der erstere Faktor überwiegt, in dem die aus dem geistigen Ich im engeren Sinne stammenden Energien alles mannigfaltig Gegebene in ihre eigene Richtung lenken. Wenn ein erhebliches Quantum gespannter Energie in uns einheitlich gesammelt ist, derart, daß ihre allmähliche Entladung eben jene unentwegte, alles Äußerliche von dem Ausgangspunkt her beherrschende Richtung einhält - eine Konstellation, die sich formal identisch auch an nebensächlichen und verwerflichen Interessen verwirklicht - so heißt diese reale, physisch-psychische Potentialität, wenn sie sich im begrifflichen Bewußtsein spiegelt, eben Zweck. Ist dieser nun als Bewußtseinsvorgang der seelische Reflex der so bezeichneten Energiespannung, so ist klar, wieso er, bei der tatsächlichen weiteren Entwicklung derselben, als bewußter fortfallen kann: denn eben sein reales Fundament ist ja in der Auflösung begriffen; es setzt sich allmählich in wirkliche Aktionen um und lebt nur noch in seinen Wirkungen fort. Und obgleich, nach der Struktur unseres Gedächtnisses, die einmal entstandene Zweckvorstellung, jene reale Grundlage überlebend, im Bewußtsein weiterbestehen kann, so ist dies doch für die Aktionen, die von ihr durchdrungen und gelenkt erscheinen, nicht erforderlich. Vielmehr, wenn diese Konstruktion richtig ist, so bedarf es, damit wir in teleologischen Reihen handeln, nur des Vorhanden-Gewesenseins jener Energieeinheit, also der einmaligen Existenz des Zweckes überhaupt. Was an ihm wirkliche Kraft war, lebt sich in dem daraufhin eintretenden Handeln aus, dieses bleibt von seinem Ausgangspunkt, dem Zwecke, gelenkt, gleichviel ob dieser als fortbestehender Bewußtseinsinhalt die praktische Reihe noch länger begleitet oder nicht.

 


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