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II. [Der Begriff der Kultur]


[Der Begriff der Kultur. Steigerung der Kultur der Dinge, Zurückbleiben der Kultur der Personen. Die Vergegenständlichung des Geistes. Die Arbeitsteilung als Ursache für das Auseinandertreten der subjektiven und der objektiven Kultur. Gelegentliches Übergewicht der ersteren. Beziehung des Geldes zu den Trägern dieser Gegenbewegungen.]

 

Wenn wir die Verfeinerungen, die vergeistigten Formen des Lebens, die Ergebnisse der inneren und äußeren Arbeit an ihm als Kultur bezeichnen, so ordnen wir diese Werte damit in eine Blickrichtung, in der sie durch ihre eigene und sachliche Bedeutung noch nicht ohne weiteres stehen. Inhalte der Kultur sind sie uns, insofern wir sie als gesteigerte Entfaltungen natürlicher Keime und Tendenzen ansehen, gesteigert über das Maß der Entwicklung, Fülle und Differenzierung hinaus, das ihrer bloßen Natur erreichbar wäre. Eine naturgegebene Energie oder Hinweisung - die freilich, nur dasein muß, um hinter der wirklichen Entwicklung zurückzubleiben - bildet die Voraussetzung für den Begriff der Kultur. Denn von diesem aus gesehen sind die Werte des Lebens eben kultivierte Natur, sie haben hier nicht die isolierte Bedeutung, die sich gleichsam von oben her an dem Ideal des Glücks, der Intelligenz, der Schönheit mißt, sondern sie erscheinen als Entwicklungen einer Grundlage, die wir Natur nennen und deren Kräfte und Ideengehalt sie überschreiten, insofern sie eben Kultur werden. Wenn deshalb ein veredeltes Gartenobst und eine Statue gleichermaßen Kulturprodukte sind, so deutet die Sprache doch jenes Verhältnis sehr fein an, indem sie den Obstbaum selbst kultiviert nennt, während der rohe Marmorblock keineswegs zur Statue »kultiviert« ist. Denn in dem ersteren Falle nimmt man eine natürliche Triebkraft und Angelegtheit des Baumes in der Richtung jener Früchte an, die durch intelligente Beeinflussung über ihre natürliche Grenze hinausgetrieben ist, während wir in dem Marmorblock keine entsprechende Tendenz auf die Statue hin voraussetzen; die in ihr verwirklichte Kultur bedeutet die Erhöhung und Verfeinerung gewisser menschlicher Energien, deren ursprüngliche Äußerungen wir als »natürliche« bezeichnen.


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