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I. [Durch die Geldwirtschaft vermitteltes Übergewicht der intellektuellen über die Gefühlsfunktionen; Charakterlosigkeit und Objektivität des Lebensstiles]

 

[Durch die Geldwirtschaft vermitteltes Übergewicht der intellektuellen über die Gefühlsfunktionen; Charakterlosigkeit und Objektivität des Lebensstiles. Die Doppelrolle des Intellekts wie des Geldes; ihrem Inhalte nach überpersönlich, ihrer Funktion nach individualistisch und egoistisch; Beziehung zu dem Rationalismus des Rechtes und der Logik. Das rechnende Wesen der Neuzeit.]

 

In diesen Untersuchungen ist öfters erwähnt worden, daß die seelische Energie, die die spezifischen Erscheinungen der Geldwirtschaft trägt, der Verstand ist, im Gegensatz zu denjenigen, die man im allgemeinen als Gefühl oder Gemüt bezeichnet und die in dem Leben der nicht geldwirtschaftlich bestimmten Perioden und Interessenprovinzen vorzugsweise zu Worte kommen. Dies ist zunächst die Folge des Mittelscharakters des Geldes. Alle Mittel als solche bedeuten, daß die Verhältnisse und Verkettungen der Wirklichkeit in unseren Willensprozeß aufgenommen werden. Sie sind nur durch ein objektives Bild tatsächlicher Kausalverknüpfungen möglich, und offenbar würde ein Geist, welcher die Gesamtheit dieser fehlerlos überschaute, für jeden Zweck von jedem Ausgangspunkt aus die geeignetsten Mittel geistig beherrschen. Aber dieser Intellekt, der die vollendete Möglichkeit der Mittel in sich bärge, würde darum noch nicht die geringste Wirklichkeit eines solchen produzieren, weil dazu die Setzung eines Zweckes gehört, im Verhältnis zu dem jene realen Energien und Verbindungen erst die Bedeutung von Mitteln erhalten und der seinerseits nur durch eine Willenstat kreiert werden kann. So wenig in der objektiven Welt, wenn kein Wille zu ihr hinzutritt, etwas Zweck ist, so wenig in der Intellektualität, die doch nur eine vollkommenere oder unvollkommenere Darstellung des Weltinhaltes ist. Und vom Willen hat man richtig gesagt, aber meistens falsch verstanden, daß er blind ist. Er ist es nämlich nicht in demselben Sinne, wie Hödhr oder der geblendete Cyklop, die aufs Geratewohl losstürmen; er wirkt nichts Unvernünftiges, im Sinne des Wertbegriffes Vernunft, sondern er kann überhaupt nichts wirken, wenn er nicht irgendeinen Inhalt erhält, der niemals in ihm selbst liegt; denn er ist nichts anderes als eine der psychologischen Formen (wie das Sein, das Sollen, das Hoffen usw.), in denen Inhalte in uns leben, eine der - wahrscheinlich in begleitenden Muskel- oder sonstigen Gefühlen psychisch realisierten - Kategorien, in die wir den an sich bloß ideellen Gehalt der Welt fassen, damit er für uns eine praktische Bedeutung gewinne. So wenig also der Wille - der bloße, zu einer gewissen Selbständigkeit gesteigerte Name dieser Form - von sich aus irgendeinen bestimmten Inhalt erkürt, so wenig geht aus dem bloßen Bewußtsein der Weltinhalte, also aus der Intellektualität, irgendeine Zwecksetzung hervor. Vielmehr, zu der völligen Indifferenz jener und aus ihnen selbst nicht berechenbar, tritt an irgendeinem Punkte ihre Betonung durch den Willen. Ist dies erst einmal geschehen, so findet freilich rein logisch und durch die theoretische Sachlichkeit bestimmt, die Überleitung des Willens auf andere, mit jener ersten kausal verbundene Vorstellungen statt, die nun als »Mittel« zu jenem »Endzweck« gelten. Überall, wo der Intellekt uns führt, sind wir schlechthin abhängig, denn er führt uns nur durch die sachlichen Zusammenhänge der Dinge, er ist die Vermittlung, durch die das Wollen sich dem selbständigen Sein anpaßt. Fassen wir den Begriff der Mittelberechnung in voller Schärfe, so sind wir, in ihr verweilend, rein theoretische, absolut nicht-praktische Wesen. Das Wollen begleitet die Reihe unserer Überlegungen nur wie ein Orgelpunkt oder wie die allgemeine Voraussetzung eines Gebietes, in dessen inhaltliche Einzelheiten und Verhältnisse sie nicht eingreift, in das aber erst sie Leben und Wirklichkeit einströmen läßt.

 


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