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An Johanna, Nanda und Letty

Wo ich auch sei — ich denke immer
An die bewußten Frauenzimmer! —

Als ich vor etwa tausend Jahren
Von Frankfurt schnell hinweggefahren
Und im Coupé der Eisenbahn
Den ersten Dämmerschlaf getan,
Da war es Nacht, und an den Wagen
Hört’ ich die scharfen Schlossen schlagen,
Und wie bei Kassel der Morgen graute,
Und wie ich hinaus zum Fenster schaute,
Da lag im Tal und auf der Höh
Viel weißer, kalter Winterschnee. —

Doch weiter fuhr ich, immer weiter;
Die Sonne ging auf, der Himmel ward heiter;
Und als ich im alten Wolfenbüttel
Beiseit gestellt den Wanderknittel
Und mir so alles rings besah —
Schau, schau! Da war auch der Frühling da. —

Drei Katzen saßen im Sonnenschein
Und blinzelten so in den Tag hinein,
Zwei Füllen sprangen kreuz und quer,
Hopphopp, auf dem weiten Hofe umher.
Die Hähne krähten kikeriki!
Es gackert und schnattert das Federvieh,
Enten und Hühner, weiß, rot und bunt.
Und vor der Tür stand Hektor, der Hund,
Und war vergnügt und boll und boll,
Daß es von allen Seiten scholl. —

Auch kleideten bald sich weit und breit
Die Bäume in Blütenherrlichkeit,
Darinnen sangen viel Nachtigallen
Zu meinem besonderen Wohlgefallen
Ihre erbauliche Melodie.
Ging ich zur Ruh, so hört’ ich sie,
Und am Morgen erwacht’ ich wieder
Bei dem Klange der süßen Lieder. —

Dann währt’s nicht lang, so tät mir winken
Die Frühstückszeit mit Wurst und Schinken.
Zu Mittag gab es Spargelsprossen,
Welche bei Nacht hervorgeschossen.
Aber beim Abendsonnenschein
Trug man den guten Wein herein. —

Es war recht schön. — Auch dacht’ ich immer
An die bewußten Frauenzimmer! —

So waren denn die drei, vier Wochen
Schnell und lustig vorbeigekrochen.
Ich ging spazieren wieder mal
Im lieben, alten Wiedensahl,
Aus dem guten, wohlbekannten Haus
Durch den Garten ins Feld hinaus.
Ich sah den Wind in Wellen ziehn
Über die grünen Saaten hin.

Und ging gemach den schmalen Steig
Bis in die Wiesen blütenreich
Und legte mich ins bunte Kraut,
Da, wo man zum Dorf hinüberschaut,
Und sah grad wie in Kindertagen
Aus den Bäumen die Kirche ragen,
Ums rote Pfarrhausdach daneben
Die weißen Flattertauben schweben,
Derweil die Fenster rötlich blinken;
Denn eben will die Sonne sinken.

Es fällt der Tau, und still erhöht
Der Vollmond überm Walde steht,
So wie er oft so hell und schön
Von Nachbars Garten hergesehn
Durchs Fenster in das Bourdoir
Auf der gestopften Strümpfe Schar
Bis hinten in das linke Ecki
Auf den Calas von Chodowiecki. —

Ja, blinke nur! — Ich denke immer
An die bewußten Frauenzimmer! —

Oft bin ich durch die hohen Bogen
Des Buchenwaldes hingezogen,
Am Ilsbach hin, der murmelnd schleicht,
Bis ich des Waldes Rand erreicht.
Da liegt, vom Horizont umschlossen,
Die Heide fernhin ausgegossen.
Hier Föhren ernst und dunkelgrün,
Hier Wiesen, welche lustig blühn,
Und kleine Teiche, schilfbewachsen —
Der Kiebitz schreit, die Frösche quaksen. —

Dort dehnen sich die braunen Matten;
Es weht der Wind; die Wolkenschatten
Und Wandellichter malen bunt
Im Wechselspiel den Heidegrund. —

Und aus der Heide öder Breite
Wend’ ich den Blick nach jener Seite
Stets ferner hin und immer ferner,
Bis zum Gebirg, wo Alpenhörner
Von Fels zu Felsen widerklingen,
Wo Hirten fromme Lieder singen;
Wo, wie man sagt, die Gemsen lauschen,
Die Bäche von den Felsen rauschen,
In Farbenglut der Alpenrosen
Des Berges frische Lüfte kosen,
Wo man sich Herz und Beine stärkt,
Wo man das Alpenglühn bemerkt,
Wo Hugo in des Halses Schlot
Versenkt das große Butterbrot —
Da hüllt die Lina sich in Schweigen,
Doch innen tönt der Alpenreigen;
Und Bertha wandelt ihr zur Seite
Im grünen — ja, im grünen Kleide. —

Ach, hört’ ich nur ein ganz klein Weilchen
Das liebe, gute Plappermäulchen! —

Und Sie, Madam, dahint aus Schwaben —
Was muß ich sehn — ei, ei, Sie haben
Mit kaltem Wasser sich vermischt?
Ob’s wohl noch zischt??

Zischt oder nicht! — Ich denke immer
An die bewußten Frauenzimmer! —

Nun kommt der Herbst. — Der Sonne Kraft
Erlischt; schon wird es nebelhaft.
Gen Süd wird sich die Schwalbe schwingen,
Von Norden her der Winter dringen;
Am Fenster wird das Eis erblühn,
Die Kohlen glühen im Kamin —
Drei liebe freundliche Gestalten
Seh’ ich des Feuers Glut erhalten —

Wo ich auch sei. Ich denke immer
An die bewußten Frauenzimmer!!