Zum Hauptinhalt springen

Das Lied vom Finken und dem Jägersmann

Ein Finke saß im grünen Hag,
Der sang den lieben langen Tag,
Wie’s grad im Herzen ihm aufgeblüht
Sein lustig Lied, sein traurig Lied.

Er sang, wie sich die Sonnenstrahlen
Lieblich durch grüne Zweige stahlen,
Und auch vom Licht im allgemeinen,
Dem ewig schönen, ewig reinen.

Doch wenn er gar den Mond besang
Das Lied jedwedem zu Herzen drang.
Nur einem hatte das Lied nichts an,
Das war der schreckliche Jägersmann.

Im Winde flattert sein zottig Haar,
Schaurig sein Bart zu schauen war.
Die Augen warfen schwarze Reflexe
Wie auf gelbem Pergament zwei Tintenkleckse.

Durchs Hirn ging ihm ein wirrer Traum,
Da legt’ er sich unter den grünen Baum
Und zog aus seiner Jägertasche
Die große grüne Branntweinflasche,

Sie war voll echtem Kirschbranntwein,
Den hat ihm geschickt der Alte fein.
Und als er hörte des Finken Lied,
Die Flasche schnell vom Munde schied.

Er legt die Büchse ans Gesicht
Und schießt vom Baum den armen Wicht,
Der liegt nun da und zappelt sehr,
Vom Monde singt er nimmermehr.

Nur einmal noch zu guter Letzt
Tut er den Schnabel auf verhetzt
Und macht mit rührendem Akzent
Dem Jäger noch ein Kompliment.

Grüßt drauf den Mond mit stummem Blick
Und sinket tot ins Gras zurück.
Der Jäger aber aus der Tasche
Zieht seine große Branntweinflasche.

So hat es sich von je gefügt,
Daß Edelmut Gewalt erliegt.