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Fürs Militär: An Frau Lindau

Rieke näht auf die Maschine,
Nischke war beis Miletär;
Dennoch aber ließ sie ihne
Niemals nahe bei sich her.

„Wozu“ — fragt sie oft verächtlich —
„Wozu nützt mich der Soldat.
Wenn man bloß durch ihn hauptsächlich
Soviel hohe Steuern hat?“

Einstmals ging sie nach dem Holze;
Nischke wollte gerne mit;
Aber nein, partout nich wollt’ se,
Daß er ihr dahin beglitt.

Plötzlich springt aus dem Gebüsche
Auf ihr zu ein alter Strolch!
Stiere Augen wie die Fische,
Kalte Hände wie der Molch.

„Runter“, schreit er, „mit die Kleider:
Denn sie lebt im Überfluß;
Da ich ein Fabrikarbeiter,
Der sich was verdienen muß!“ —

Weinend fallen Jäck= und Röckchen,
Zitternd löst sich der Tournür;
Nur ein kurzes Unterglöckchen
Schützt vor Scham und Kälte ihr.

Aber jetzt, da tönt es Halte!
Und ein scharfer Säbel blunk.
Aufgeschlitzt mit einer Spalte
Floh sich brüllend der Halunk.

Dies tat Nischke, der trotz allen
Rieken heimlich nachgeschleicht,
Die sich unter Dankeslallen
Jetzt um seinen Hals verzweigt.

O ihr Mädchens, laßt euch raten,
Ehrt und liebet den Soldat,
Weil er sonst für seine Taten
Nicht viel zu verzehren hat.