823. Inne werden¹⁾. Merken²⁾. Gewahr werden³⁾. Wahrnehmen⁴⁾.
Wir merken etwas schon, wenn uns auch sein Anblick noch verborgen ist und es sich nur durch gewisse Kennzeichen und Spuren verrät, aus welchen wir sein Dasein schließen. So merkt der Jäger aus bestimmten Zeichen die Nähe des Wildes, man merkt aus dem aufsteigenden Rauche ein Feuer, auch wenn man das Feuer selbst noch nicht wahrnimmt usw. Wahrnehmen dagegen heißt, den Gegenstand selbst durch die Sinne erfassen. Ein Feldherr nimmt endlich den Feind, dessen Nähe er aus gewissen Zeichen gemerkt hat, selbst wahr. Gewahr werden bezeichnet entweder ein plötzliches und unvermutetes, oder ein minder genaues und weniger umfassendes, inne werden ein besonders lebendiges, geistiges Wahrnehmen. „Und sie sahen dahin und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzet war.“ Mark. 16, 4. „Jeder bestrebte sich, die entferntesten Gegenstände gewahr zu werden, ja deutlich zu unterscheiden.“ Goethe, Dichtung und Wahrheit II, 10. Inne werden wird ganz besonders auch gebraucht, um anzudeuten, daß wir durch eigene Erfahrung unser bisheriges Urteil über ein Ding berichtigen, oder unsere Zweifel an einer Sache völlig beseitigen und der Sache völlig gewiß werden. So sagt man: Er ward inne, daß er sich geirrt, getäuscht, daß er sich eine Blöße gegeben habe, daß er betrogen sei usw. „Und die mich jetzt verworfen und verdammt, | sie werden ihres Wahnes inne werden.“ Schiller, Jungfr. v. O. V, 4.