Heimatkunst
Heimatkunst ertönte seit etwa 1896 als lebhafter Protestruf gegen die Auswüchse einseitiger, dominierender Großstadtliteratur, wie sie die von Berlin betriebene Zentralisation mit sich brachte. Stattdessen wurden Gebilde gefordert, die aus dem Heimatboden der Schriftsteller und Künstler erwachsen seien. Einer der Führer dieser ästhetischen Reaktion, der Elsässer Fritz Lienhard, erläutert das Ziel dieser Bewegung mit folgenden Worten (Heimat 1, 182): „Die Heimatkunst bedeutet nur mittelbar eine Selbstbesinnung auf heimatliche Stoffe; in erster Linie aber ist sie Wesens-Erneuerung, ist sie eine Auffrischung durch Landluft, welches auch unsere Stoffe seien, und gleichviel, ob Freudenspiel oder Geschichte oder Trauerspiel. Mit dieser Geistes-Auffrischung wird freilich auch eine andere Stosswahl, eine andere Sprache und Technik Hand in Hand gehen. Und insofern läuft Stosswahl und „poetisches Prinzip“ ineinander.“
Dementsprechend formuliert er das Programm zu den „Heimat“ betitelten Blättern für Literatur und Volkstum (1900): „Wir betonen, dass wir diese Heimatkunst nur als gesunde Grundlage einer sonnigen und stolzen Höhenkunst gegenüber dem engen und dumpfen Stubenproblem einer allzu sehr klügelnden und missmutigen Kunst des „fin de siècle“ auffassen.“ So löst schon nach wenigen Jahren ein neues Schlagwort das kaum durchgedrungene ab, und überhaupt schwirrt seit den neunziger Jahren ein ganzer Schwarm von Kunstschlagworten auf. Vergl. z. B. Alois Riegl, Volkskunst (1894), Bruno Wille, Einsiedelkunst (1897), ferner Plakatkunst, Hofkunst (siehe Kunstwart 15, 85 ff. und 401) usw.