Hygiene
Hygiene, ein Ausdruck, über dessen schlagwortförmiges Auftreten Ulrich von Wilamowitz-Möllendorf in s. Griechischen Lesebuch (1902) S. 277 zutreffend bemerkt: „Etwa seit 1880 ist ein häßliches Wort aufgekommen, Hygiene, mit dem man den Teil der Medizin bezeichnet, der der Krankheit vorbeugen und die Gesundheit erhalten lehrt. Der Name Hygiene aber ist entstellt aus dem Titel ta hygieina, den ein Sechsbändiges Werk des Galenos von Pergamon führt.“ Zugleich zeigt er, dass auch Galen noch nicht als Erfinder zu gelten habe, sondern Diokles von Karystos, ein Zeitgenosse Platos.
Der Ausdruck selbst ist auch im Deutschen älter. Vergl. z. B. Grenzb. 1845, 1. Sem. 1, 430 „Ur-Hygienie“. Ferner Sanders, Fremdw. 1, 508. Von Mitte der sechziger Jahre, als in Bayern die ersten hygienischen Lehrstühle errichtet wurden, wird er häufiger, aber erst seit der Eröffnung des ersten hygienischen Instituts in München (1879) wendet sich allgemein das öffentliche Interesse Wort und Sache intensiv zu. Eine Fülle von Wortbildungen bezeugt es, wie „Schulhygiene“, „Fabrikhygiene“, „Wohnungshygiene“, „Rassenhygiene“ usw. Siehe Scherr, Heidekraut S. 219 (1881): „Nehmen sie z. B. die dermalen von allen Dächern gepredigte „Hygiene". Was und wie wird damit humbugsiert!“ Desgl. Scherr, Pork. (1882) S. 118: „Das Feld der Naturwissenschaften, insbesondere das Gebiet der jetzt so ungeheuer wichtig gewordenen Hygiene, beackerte der berühmte Doktor Schwarbelius Magenlob.“